Ausbeutung von Arbeitern Bsirske moniert "mafiöse Strukturen" beim Paketversand

Hungerlöhne, 16-Stunden-Schichten: In der Paketbranche beuten dubiose Subunternehmen ausländische Arbeitsmigranten aus. Ver.di-Chef Frank Bsirske spricht von kriminellen Machenschaften.
Frank Bsirske

Frank Bsirske

Foto: Arno Burgi/ picture alliance / dpa

Der Bundeschef der Gewerkschaft Ver.di hat kriminelle Machenschaften beim Paketversand angeprangert. "In der Paketzustellbranche haben sich zum Teil mafiöse Strukturen etabliert", sagte Frank Bsirske den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

"Unternehmen wie Hermes engagieren Firmen, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzen", fuhr der Ver.di-Chef fort.

Viele hätten gefälschte Pässe, sagte Bsirske. "Da werden Stundenlöhne von 4,50 Euro oder 6 Euro gezahlt - und das bei Arbeitszeiten von 12 oder sogar 16 Stunden pro Tag." Das Problem werde größer, je mehr die Branche der Paketzusteller boome.

Bsirske fordert Regierung und Gesetzgeber zum Handeln auf. "Die Politik muss auch in der Paketbranche die sogenannte Nachunternehmerhaftung einführen", forderte er. "Das bedeutet, dass der eigentliche Auftraggeber für die korrekten Arbeitsbedingungen bei allen Subunternehmern verantwortlich ist." Das gebe es bisher nur in der Bau- und in der Fleischbranche.

Im deutschen Niedriglohnsektor haben sich in vielen Branchen sogenannte Arbeiterstriche etabliert: informelle Sammelstellen, an denen meist ausländische Arbeitsmigranten als Tagelöhner angeworben werden. Sie verrichten meist schwere körperliche Arbeiten, werden weit unter dem Mindestlohn bezahlt und arbeiten meist schwarz. (Wie dieses System genau funktioniert, erfahren Sie in dieser Reportage.)

Die Bundesregierung setzt im Kampf gegen solche Strukturen vor allem auf den Zoll. Sie will diesen mit zusätzlichem Personal und mehr Kompetenzen ausstatten, damit die Behörde härter gegen Schwarzarbeit vorgehen kann.

ssu/AFP
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