Pleite-Angst Finanzkonzerne stoßen massenhaft Griechen-Anleihen ab

Nun also doch: Deutsche Banken und Versicherungen trennen sich in großem Stil von griechischen Staatsanleihen - das belegen laut Zeitungsberichten neueste Zahlen. Dabei hatten die Institute noch vor kurzem Solidarität mit dem Krisenland versprochen.
Polizisten vor griechischer Bank: Das Risiko trägt mitlerweile vor allem der Staat

Polizisten vor griechischer Bank: Das Risiko trägt mitlerweile vor allem der Staat

Foto: Orestis Panagiotou/ dpa

Berlin - Es wird immer schwieriger für Wolfgang Schäuble (CDU): Der Finanzminister will private Gläubiger an einer Umschuldung Griechenlands beteiligen. Doch private Gläubiger gibt es immer weniger, griechische Staatsanleihen befinden sich mitlerweile vor allem im Besitz öffentlicher Institute wie der deutschen Landesbanken und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Der Grund: Private Geldhäuser - auch deutsche Versicherer und Banken - verkaufen in großem Stil griechische Staatsanleihen. So halten die deutschen Versicherungsunternehmen einem Bericht der "Welt" zufolge nur noch 2,8 Milliarden Euro der Papiere. Vor einem Jahr habe die Anlagesumme noch bei 5,8 Milliarden Euro gelegen. Die Zahlen gehen laut der Zeitung aus einem internen Papier des Finanzausschusses hervor.

Auch die deutschen Banken haben sich nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" ("FTD") seit Anfang Mai 2010 von rund einem Drittel ihrer griechischen Anleihen getrennt. Das zeigten neue Zahlen der Bundesbank. Demnach hielten die Banken im Januar und Februar 2011 Anleihen Athens über 10,3 Milliarden Euro. Ende April 2010 seien es noch 16 Milliarden Euro gewesen.

Zu Wochenbeginn hatte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich noch Daten veröffentlicht, laut denen deutsche Banken ihren Bestand an griechischen Anleihen nur leicht reduziert haben. Diese Zahlen umfassten allerdings nur den Zeitraum bis Ende 2010. Zudem wurde aus den neuen Angaben der "FTD" der Anteil von Krediten der staatlichen Förderbank KfW herausgerechnet. Diese machten inzwischen alleine fast acht Milliarden Euro aus.

Mit anderen Worten: Die Privaten ziehen sich zurück, das Risiko trägt jetzt vor allem der Staat.

Die deutschen Banken hatten der Bundesregierung im vergangenen Jahr zugesagt, das Hilfsprogramm für Griechenland zu unterstützen. Dafür sollten griechische Staatsanleihen während der dreijährigen Laufzeit des Programms nicht verkauft und gegebenenfalls durch neue Käufe ersetzt werden. Schon zu Beginn des Jahres gab es jedoch Zweifel daran , dass die Institute ihre Zusage in vollem Umfang einhalten.

dab/Reuters
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