Politikkrise in Washington YouTube-Star rappt gegen den Schulden-Stillstand

Die USA schlittern auf die Zahlungsunfähigkeit zu, eine Einigung im Haushaltsstreit scheint in weiter Ferne. Was kann der einfache Bürger da tun? Ein amerikanischer Rapper hat seinem Frust nun Luft gemacht - und verspottet die Streithähne in Washington.
YouTube-Star Remy: "Vielleicht hätte ich 14 Billionen Dollar früher daran denken sollen"

YouTube-Star Remy: "Vielleicht hätte ich 14 Billionen Dollar früher daran denken sollen"

Foto: Reason.TV

Washington - Fette Goldkette, Sonnenbrille, lässiges Basecap - auf den ersten Blick wirkt Remy Munasifi wie ein ganz gewöhnlicher Möchtegern-Gangstarapper. Doch nach den ersten Zeilen wird klar: Dieser Mann reimt nicht über Frauen und Drogen. Sein Song hat einen ernsten Hintergrund, die US-Schuldenkrise.

"Raise the debt ceiling", auf Deutsch: "Erhöht die Schuldengrenze", heißt der neue Song des YouTube-Stars Remy. Darin rappt er: "14 Billionen Schulden, und wir haben keine Skrupel. Werfen mit 100 Dollar-Noten um uns und mit millionenschweren Bomben."

Der Song nimmt die Unfähigkeit der Politiker in Washington aufs Korn, die sich seit Monaten nicht auf eine Erhöhung der Schuldengrenze einigen können. Laut Gesetz dürfen die USA nicht mehr als 14,3 Billionen Dollar an Krediten aufnehmen. Erhöhen Demokraten und Republikaner diese Grenze nicht bis zur kommenden Woche, droht die Zahlungsunfähigkeit. Und das dürfte auf den Finanzmärkten und im internationalen Handel ein Desaster auslösen.

Der Rapper Remy schmeißt in seinem Video mit Dollarnoten um sich und posiert vor dem Weißen Haus. "Wir geben Geld aus, das wir nicht haben, so läuft das Spiel. Sie nennen mich die Gewitterwolke, weil ich es regnen lassen kann." Von jedem Dollar, den die USA ausgeben, seien 40 Cent geliehen. Am Ende des Videos tritt der Rapper als Senator auf, der selbstkritisch sagt: "Wenn wir so weitermachen, werden wir Pleite gehen. Moment: Daran hätte ich vielleicht schon 14 Billionen Dollar früher denken können."

Remy hat es in den USA inzwischen zu einiger Berühmtheit gebracht - seine gesellschaftskritischen Spaß-Videos wurden mittlerweile schon mehr als 60 Millionen Mal angeklickt. Bekannt wurde der 31-Jährige mit Parodien auf US-Stereotype über Araber als potentielle Terroristen und unintegrierte Störenfriede.

Der Sohn eines irakischen Arztes und einer libanesischen Pilates-Trainerin tritt mit seinen Songs inzwischen regelmäßig auf dem New Yorker Arab-American Comedy Festival auf. Im US-Vorwahlkampf 2008 stellte er bei einer Fernsehdebatte der demokratischen Bewerber eine Frage zur Steuerpolitik - verpackt in einen Rap-YouTube-Clip, der den Kandidaten vorgespielt wurde.

Als Motto des Songs ( den kompletten Text gibt es hier ) lässt Remy übrigens verlauten: "Vielleicht sind wir nicht in der Lage, mit unseren Sorgen über die Schuldengrenze bei den Politikern durchzudringen - aber wenigstens können wir sie mit einem guten Beat unterlegen."

cte/fdi
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