Prognose für 2015
Ökonomen sagen Vollbeschäftigung voraus
Eine Arbeitslosenquote von unter fünf Prozent, und das in vier Jahren? Das Hamburger Wirtschaftsinstitut HWWI hält dies für ausgemacht. 2017 könnten sogar weniger als zwei Millionen Menschen auf Jobsuche sein - wenn die Politik mitzieht.
Stahlarbeiter: Institut hält Vollbeschäftigung auch nach strenger Definition für möglich
Foto: Sean Gallup/ Getty Images
Hamburg - Kanzlerin Angela Merkel glaubt daran, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sowieso - und jetzt auch das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI): Vollbeschäftigung in Deutschland ist möglich - und nach Ansicht der Ökonomen sogar schon in vier Jahren. Die Arbeitslosenquote werde bis 2015 unter fünf Prozent sinken, sagte Institutsleiter Thomas Straubhaar bei der Präsentation einer neuen Studie im Auftrag der Lobbyvereinigung Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
Von Vollbeschäftigung sprechen Ökonomen in der Regel bei einer Quote von zwei bis vier, manchmal auch fünf Prozent. In Baden-Württemberg und Bayern ist nach dieser Definition bereits Vollbeschäftigung erreicht. Bundesweit liegt die Quote aktuell bei etwas mehr als sieben Prozent,
die Zahl der Menschen ohne Arbeit bei etwas mehr als drei Millionen.
Bis 2017 könnte die Zahl der Arbeitslosen sogar unter zwei Millionen sinken, sagt Straubhaar - vorausgesetzt, die schwarz-gelbe Koalition setze ein Bündel an Maßnahmen um:
Einstellungschancen von Älteren verbessern und auf altersspezifische Regulierung verzichten,
bessere Chancen für Geringqualifizierte wie etwa Bildungsangebote und Lohnzuschüsse,
eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
Investitionen in lebenslange Bildungsangebote,
und eine effiziente Regionalpolitik: je nach Gebiet unterschiedliche Beschäftigungschancen akzeptieren, Mobilität und nicht Sesshaftigkeit fördern.
Nach dem Ende der jüngsten Krise und dem Anziehen der Konjunktur ist Vollbeschäftigung tatsächlich wieder ein Thema für Wirtschaftswissenschaftler. So stellt das staatliche Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Vollbeschäftigung für das Jahr 2020 in Aussicht. Andere Institute sind ähnlich optimistisch wie das HWWI.
Einige Fachleute kritisieren jedoch, dass Arbeitslosenzahl und -quote nicht die tatsächliche Unterbeschäftigung in Deutschland abbilden, weil etwa Ein-Euro-Jobber und Erwerbslose in Weiterbildung nicht mitgezählt werden. Demnach könne man auch nicht ohne weiteres von Vollbeschäftigung sprechen.
Laut HWWI ist aber selbst nach dieser Definition Vollbeschäftigung erreichbar: Bis 2019 könnte die Unterbeschäftigungsquote unter die Fünf-Prozent-Marke fallen. Die Arbeitslosenquote würde dann nur noch bei drei Prozent liegen.