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Proteste gegen Bankenmacht Polizei räumt New Yorker Occupy-Camp

Schwerer Schlag gegen die Occupy-Bewegung: In Kampfmontur räumt die New Yorker Polizei das Protestcamp im Zuccotti-Park nahe der Wall Street - es ist der Ort, an dem der weltweite Aufstand gegen die Finanzmacht begonnen hat. Auch in anderen Städten rückt der Staat gegen die Demonstranten vor.

New York - Lange hat die New Yorker Polizei gedroht - nun macht sie ernst: In der Nacht zum Dienstag gegen 1 Uhr morgens (Ortszeit)  sind Einsatzkräfte in das Protestcamp im Zuccotti-Park vorgerückt. In Kampfmontur bauten sie sich vor den Protestierenden auf - und forderten sie auf, das Gelände zu verlassen.

Es bestehe Brandgefahr, zudem müsse der Park gereinigt werden, hieß es laut "Wall Street Journal"  zur Begründung. Wer nicht freiwillig gehe, werde verhaftet.

Es ist ein symbolischer Schlag gegen die Bewegung. Denn mit dem Zuccotti-Park räumt die Polizei ausgerechnet jenen Ort, an dem die weltweiten Proteste gegen die Verwerfungen im internationalen Finanzsystem ihren Anfang nahmen - jenen Schauplatz des Aufstands, der auch in Deutschland Zehntausende Menschen zu Protestaktionen inspirierte. "Liberty Park" nennen die Protestcamper den Park, der unweit vom New Yorker Finanzdistrikt liegt und in dem zeitweise mehrere tausend Menschen campierten.

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Fotostrecke: Polizei räumt Occupy Wall Street

Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERS

Entsprechend wütend reagierten die Demonstranten auf den Vorstoß der Polizei. "Wessen Park? Unser Park!", skandierten manche. Doch nur die wenigsten lehnten sich gegen die Sicherheitskräfte auf. Nach Polizeiangaben haben mittlerweile viele Menschen das Gelände verlassen. Im Internet lässt sich die Räumung per Livestream  verfolgen.

Noch ist unklar, ob das das endgültige Aus für das Camp ist. Nach Angaben der Polizei dürfen die Demonstrierenden zurückkehren, sobald der Park gesäubert ist. Andere fürchten, die Räumung sei der Anfang vom Ende der Bewegung.

Krawalle überschatten Protest

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte lange überlegt, wie mit den Demonstranten umzugehen sei. Einerseits hatte er stets vor Sicherheitsrisiken gewarnt, die durch die unangemeldete Massenveranstaltung entstehen, andererseits betonte er immer wieder, dass er das Recht auf Meinungs- und Demonstrationsfreiheit respektiere und schätze.

Die Occupy-Bewegung stößt weltweit auf große Sympathie, allerdings war sie zuletzt durch Krawalle und Gewalt überschattet worden. Im amerikanischen Oakland wurden mehr als 80 Menschen nach schweren Ausschreitungen festgenommen, zudem kamen am Rande von Occupy-Demonstrationen in drei US-Bundesstaaten drei Menschen ums Leben.

In Oakland hatte die Polizei schon am Montag mit einem Großaufgebot ein Camp mit Hunderten Menschen geräumt. Polizei-Chef Howard Jordan sprach laut "San Francisco Chronicle" von 32 Festnahmen. Beamte in schwerer Ausrüstung kreisten das Lager in der Innenstadt ein und rissen die Zelte der Demonstranten nieder. Auch in der Schweiz hat die Polizei am Dienstagmorgen begonnen, ein Lager von Occupy-Aktivisten auf dem Lindenhof-Areal in Zürich aufzulösen.

Die Aktivisten wollen sich von den Polizeiaktionen indes nicht beirren lassen. Mit einer Blockade der Wall Street am Donnerstag plant die Occupy-Bewegung ihre bislang größte Protestaktion. Die New Yorker Börse soll mit einem Straßenkarneval lahmgelegt werden, wie die Bewegung auf ihrer Facebook-Seite am Montag ankündigte. Daran könnten bis zu 10.000 Menschen teilnehmen.

ssu/dpa/Reuters
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