Rente mit 63
Regierung erwartet 50.000 zusätzliche Frührentner
Wie teuer die abschlagsfreie Rente mit 63 wird, hängt davon ab, wie viele sie nutzen. Die Bundesregierung geht laut "Süddeutscher Zeitung" davon aus, dass schon im ersten Jahr der Reform 50.000 Menschen in den vorgezogenen Ruhestand gehen, die sonst wegen Einbußen länger gearbeitet hätten.
Rentner am Bodensee: Jeder vierte früher raus aus dem Job, rein in die Rente?
Foto: Felix Kästle/ dpa
Berlin - Die abschlagsfreie Rente mit 63 wird teuer, so viel ist sicher. Jetzt wird bekannt, dass die Bundesregierung mit rund 50.000 zusätzlichen Frührentnern rechnet. Wegen der geplanten abschlagsfreien Rente mit 63 werden bereits im ersten Jahr der Reform deutlich mehr Menschen in den vorgezogenen Ruhestand gehen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Sie beruft sich dabei auf ein Schreiben, in dem die Bundesregierung eine Anfrage der Grünen beantwortet.
"Die Bundesregierung geht davon aus, dass von den insgesamt rund 200.000 Personen, die im Einführungsjahr von der neuen Regelung profitieren, rund ein Viertel ohne diese Regelung einen späteren Rentenzugang gewählt hätte", zitiert die Zeitung aus der Antwort des Staatssekretärs im Bundesarbeitsministeriums, Jörg Asmussen. Etwa 50.000 Menschen würden demnach früher aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, weil sie dies nun ohne finanzielle Nachteile tun können und als Ruheständler mit 63 keine finanziellen Abstriche machen müssten.
Die Antwort zeigt allerdings auch, dass die Bundesregierung damit rechnet, dass in jedem Fall jedes Jahr 150.000 Menschen schon mit 63 in Rente gegangen wären - und Abschläge in Kauf genommen hätten. Nach der derzeitigen Regelung dürfen Arbeitnehmer bereits mit 63 in Rente gehen, wenn sie die sogenannte Wartezeit von 35 Jahren erfüllt haben.
Dazu gehören neben den Beitragszeiten auch anrechenbare Zeiten ohne Einzahlungen in die Rentenkasse, beispielsweise das Studium. Allerdings müssen Abschläge in Höhe von 3,6 Prozent pro Jahr der Frühverrentung in Kauf genommen werden. Die neue Rente mit 63 sieht dagegen keine Abschläge vor, wenn Versicherte 45 Beitragsjahre vorweisen können.
Laut "Bild"-Zeitung würde die Reform vor allem das Handwerk treffen. "Dringend benötigte Fachkräfte könnten kurzfristig in den Ruhestand wechseln", sagte ein Sprecher des Branchenverbandes ZDH. Rund 100.000 Arbeitnehmer hätten wohl Anspruch auf die Rente mit 63. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rechnet zudem mit 45.000 Menschen, die die Regelung in diesem Wirtschaftszweig nutzen könnten. In der Chemiebranche dürften es 5000 Beschäftigte sein, in der Bauindustrie bis zu 6000.