Regulierung der Finanzmärkte Notenbanken bilden Anti-Krisen-Allianz

Händler an der Wall Street: Banken sollen strengere Vorgaben erfüllen
Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERSBasel - Die weltweit führenden Zentralbanken haben strengere Regeln für die Aufsicht von Finanzinstituten vorgeschlagen. Demnach sollen Banken mehr Geld als Puffer für Krisenzeiten zurücklegen und Obergrenzen für eine Schuldenaufnahme erhalten.
Die Vorgaben sollten helfen, wirtschaftliche und finanzielle Belastungen zu verhindern oder zumindest abzumildern, erklärte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht am Sonntagabend. Bis Jahresende sollen die Vorschläge abschließend ausgearbeitet sein. "Die heutige Einigung unter den 27 führenden Ländern der Welt ist deshalb entscheidend, weil sie neue Standards für die Bankenregulierung und Aufsicht auf einer globalen Ebene setzt", erklärte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als Ausschussvorsitzender.
Die Vorschläge beinhalten neben höheren Kapitalanforderungen und Verschuldungsgrenzen Mindestanforderungen für die Liquidität bei Finanzierungsgeschäften und Rahmenbedingungen, um die Anfälligkeit von Banken bei Wirtschaftskrisen zu verringern. Zudem werden zusätzliche Kapitalanforderungen für systemrelevante Banken erwogen, um die Risiken für den internationalen Finanzmarkt einzudämmen.
Warmlaufen für Pittsburgh
Erst am Samstag hatten die Finanzminister und Zentralbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer strengere Eigenkapitalregeln und größere Risikopuffer empfohlen, um weitere Bankenzusammenbrüche zu verhindern. Mit ihren Beschlüssen legen die Finanzexperten den Fahrplan für den Weltfinanzgipfel Ende des Monats in Pittsburgh fest.
Den bisher größten Anlauf für eine weltweite Einigung zur Bankenregulierung gab es im April beim G-20-Gipfel in London. Die Staats- und Regierungschefs beschlossen damals schärfere Risikoregeln für Banken und die Schaffung unabhängiger Rating-Agenturen zur Bewertung von Finanzprodukten. Und den Grundsatz: Kein Finanzprodukt darf unreguliert sein.
Doch bisher sind dies nur Absichten, umgesetzt ist kaum etwas davon. "Bis jetzt gab es bei der Bankenregulierung einen Totalausfall der internationalen Kooperation", sagt Henrik Enderlein, Professor für politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin. Auch für den G-20-Gipfel deutet sich an, dass die USA und Großbritannien mit ihren großen Finanzsektoren sich gegen Reformen sperren. "Ich habe sehr wenig Hoffnung mit Blick auf Pittsburgh", sagt Enderlein.