Dank florierenden Arbeitsmarkts Rentenchefin verspricht steigende Renten – und stabile Beiträge

Gut abgesichert im Herbst des Lebens: Unter anderem auch dank mehr Zuwanderung
Foto: Uwe Zucchi / dpaDeutschlands Rentner können auch in den kommenden Jahren mit ordentlichen Rentenerhöhungen rechnen. »Das liegt daran, dass es trotz Krisenstimmung auf dem Arbeitsmarkt gut läuft, Arbeitnehmer sogar dringend von den Unternehmen gesucht werden«, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, der »Bild am Sonntag« laut einem Vorabbericht.
»Für die Rentenkasse heißt das: Die Einnahmen steigen, letztes Jahr gab es sogar einen Überschuss von 3,4 Milliarden Euro – damit hatten wir nicht gerechnet«, wird Roßbach zitiert. »Für die Rentner ist das eine sehr gute Nachricht.« Auch im Februar seien die Einnahmen aus den Beitragszahlungen um 5,6 Prozent gestiegen. »Ob der Rentenversicherung am Ende des Jahres wieder ein Überschuss gelingt, hängt letztlich auch davon ab, wie die Tarifabschlüsse ausfallen – das kann ich aktuell nicht prognostizieren. Aus unserer Perspektive kann ich aber sagen: Die Kassenlage sieht sehr gut aus. Auch unsere Reserve, die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage, ist gut gefüllt. Für das Gesamtjahr können wir auf eine schwarze Null hoffen.«
Hohe Tarifabschlüsse, hohe Renten
Damit sieht es bei der Rentenversicherung ganz anders aus als bei Kranken- und Pflegekassen. Um hier die explodierenden Kosten für Gesundheit und Pflege einzudämmen, werden Beitragszahler laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schon bald mehr berappen müssen.
Die Rentenbeiträge indes werden laut Roßbach in den nächsten Jahren nicht steigen: »Bis 2026 werden die Beiträge zur Rentenversicherung nach den Vorausberechnungen stabil bleiben. Danach könnten die Beiträge steigen – das ist auch abhängig davon, wie das Rentenpaket aussehen wird, das die Politik in diesem Jahr noch auf den Weg bringen will.« Im vergangenen Jahr sei die Inflation durch die Rentenanpassung nicht ausgeglichen worden, sagte Roßbach. »Schaut man aber auf die letzten Jahre insgesamt, dann gab es ein gutes Renten-Plus, das höher war als die Preissteigerungen.« Und weiter: »Auch in diesem Jahr wird der Aufschlag wohl ordentlich ausfallen. Die bisherigen Tarifabschlüsse lassen zudem erahnen, dass die Senioren auch in den kommenden Jahren auf einen Rentenaufschlag hoffen können.«
Hintergrund: Das deutsche Rentensystem ist umlagefinanziert. Das heißt, die Renten werden vor allem mit den Geldern der aktuellen Beitragszahler bestritten, Rücklagen werden nur in geringerem Umfang gebildet. Und so kommt es, dass die jetzige Rentnergeneration profitiert, obwohl es in langer Zukunft alles andere als rosig aussieht: Die Zahl der Rentner steigt und die Zahl der Beitragszahler dürfte angesichts des demografischen Wandels stark abnehmen.
Zur Begründung der dennoch zumindest mittelfristig wohl weiterhin steigenden Renten verwies Roßbach auf die steigende Zahl an ausländischen Arbeitskräften und die Lebenserwartung, die dies möglich machten. Letztere werde »nach den aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes künftig weniger stark ansteigen als bisher erwartet«, so die Chefin der Rentenversicherung. »Auch die Zahl der Zuwanderer nach Deutschland soll langfristig mit durchschnittlich 250.000 im Jahr spürbar höher liegen als bislang erwartet. Mehr Menschen, die Rentenbeiträge zahlen, bedeuten wiederum eine Stabilisierung der Rentenkasse. Die Zahlen beweisen: Die Rente ist stabil und bleibt stabil.«
Im Nachbarland Frankreich wird aktuell auch kräftig über die Rente gestritten. Nach der Entscheidung des Senats, das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre zu erhöhen gab es teils gewalttätige Proteste. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Reform ohne Parlamentsabstimmung durchzusetzen. In Deutschland steigt das Renteneintrittalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre an, doch auch in Frankreich beginnt der Ruhestand im Schnitt später: Wer für eine volle Rente nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Erst mit 67 Jahren gibt es dann auch hier unabhängig von der Einzahldauer eine Rente ohne Abschlag.