Künftiger US-Außenminister Tillerson
Foto: Manuel Balce Ceneta/ APIn Deutschland dürfte manch einer die Nase rümpfen über die Millionenrente, die der frühere VW-Chef Martin Winterkorn trotz seines unrühmlichen Abgangs seit dem 1. Januar kassiert. In den USA bewegt man sich da in ganz anderen Dimensionen.
Gerade macht eine Vereinbarung die Runde, die der künftige US-Außenminister Rex Tillerson mit seinem bisherigen Arbeitgeber ExxonMobil getroffen hat. Demnach kappt Tillerson alle finanziellen Verbindungen zu dem Energiekonzern, dessen Chef er bis vor Kurzem war - und das auf offenbar recht lukrative Weise.
Wie das Unternehmen mitteilte, wurde eine entsprechende Vereinbarung zur Vermeidung von Interessenkonflikten zwischen Tillerson und ExxonMobil geschlossen. Tillerson werde den Wert von zwei Millionen Aktien des Konzerns in einen von Dritten verwalteten Fonds transferieren, so die Mitteilung. Der Wert der Aktien zum gegenwärtigen Zeitpunkt: etwa 180 Millionen Dollar.
Damit sind die Papiere gegenwärtig rund zehn Millionen Dollar mehr wert als noch kurz vor der Wahl Trumps. Seither hat die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in den USA durch die künftige Politik Trumps bekanntlich einen Run auf US-Aktien ausgelöst. Vor allem Aktien der Ölbranche wie jene von Exxon konnten davon profitieren.
Bei den Aktien aus der Tillerson-Vereinbarung handelt es sich um Papiere, die der Manager nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen im kommenden März über einen Zeitraum von zehn Jahren erhalten soll. Allerdings nur, wenn Tillerson in der Zeit nicht wieder in der Öl- oder Gasindustrie tätig wird. Tut er das doch, fließt das restliche Geld wohltätigen Zwecken zu. Auch der Fonds darf die Gelder nicht in die Ölbranche investieren, so die Abmachung.
Vorgesehen ist außerdem, dass Tillerson auf einen Bonus in Höhe von 4,1 Millionen Dollar - auszahlbar in bar in den kommenden drei Jahren - sowie auf andere Bezüge und Vorteile verzichtet. Der 64-jährige Manager hat sich zudem verpflichtet, die mehr als 600.000 ExxonMobil-Aktien aus seinem Besitz zu verkaufen.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte Tillerson Mitte Dezember als Außenminister nominiert. Der US-Senat muss die Personalie noch bestätigen. Tillerson verfügt über keinerlei politische Erfahrung, aber - bedingt durch seinen bisherigen Job als Chef eines weltweit agierenden Ölkonzerns - über enge Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Am 31. Dezember schied Tillerson bei ExxonMobil aus. Er gehörte mehr als 40 Jahre lang zu dem Konzern, die letzten zehn Jahre als Firmenchef. Durch die Vereinbarung fallen Zahlungen und Abfindungen an ihn nach Angaben von ExxonMobil zwar um etwa sieben Millionen Dollar geringer aus als ursprünglich vorgesehen. Die 180 Millionen bilden aber dennoch zweifellos ein bequemes Polster für die Zeit nach der Arbeit in der Trump-Regierung.
Durch das Kappen der Verbindungen und die Verpflichtung, der Ölbranche künftig vorerst fernzubleiben, soll verhindert werden, dass Tillerson in seinem neuen Job in der Politik Interessenkonflikten unterliegt und beispielsweise Entscheidungen trifft, die Vorteile für sein bisheriges Geschäft bringen würden.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Die Suche nach Amerikas Chefdiplomaten war eine wochenlange Castingshow, nun steht der Sieger fest: Rex Tillerson.
Bisher ist Tillerson Chef des Ölkonzerns ExxonMobil, nun soll er die USA künftig in der Welt vertreten. Es ist in vielerlei Hinsicht eine spektakuläre und irritierende Personalie. Der 64-Jährige hat noch nie ein Amt in der Politik gehabt.
Trotzdem schwärmt Donald Trump. "Ein Weltklasse-Anführer", sei sein Kandidat, die "Verkörperung des amerikanischen Traums". Er könne, so der gewählte Präsident, sich niemanden vorstellen, "der besser geeignet und entschlossener ist, in dieser kritischen Zeit als Außenminister zu arbeiten".
Ein großes Netzwerk an politischen Kontakten hat Tillerson, so viel ist klar. Sein vielleicht wertvollster Kanal ist der in den Kreml. Mit Wladimir Putin hat er ein sehr stabiles Verhältnis aufgebaut, dieses Bild zeigt beide im Jahr 2011. Eng verbunden ist Tillerson zudem mit Igor Sechin, Putins Vertrautem, der den Öl- und Gasgiganten Rosneft führt.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden