Peinlicher Protest im EU-Parlament Jetzt haben sie den Salat

Salat im EU-Parlament soll künftig mehr kosten - ein Unding, finden die Mitarbeiter

Salat im EU-Parlament soll künftig mehr kosten - ein Unding, finden die Mitarbeiter

Foto: Fredrik Von Erichsen/ picture alliance / dpa

Mitarbeiter des EU-Parlaments sollen jetzt mehr bezahlen für gesundes Gemüse in der Kantine. Das mögen sie nicht einfach hinnehmen - und müssen sich nun Spott gefallen lassen.

Europas Parlamentarier wollen gerne den ganzen Kontinent erziehen, wenn nicht gar die ganze Welt. Beliebte Themen in Ausschusssitzungen des Parlaments sind hehre Anliegen wie eine bessere Lebensmittelversorgung oder soziale Initiativen zur gerechten Verteilung knapper Ressourcen. Doch sollen diese Prinzipien etwa auch für das eigene Mittagessen gelten, speziell das Salatbuffet, hört der Spaß auf.

Bislang mussten die rund 6000 Parlamentsmitarbeiter in Brüssel und Straßburg den Preis für ihren Mittagssalat nach Tellergröße entrichten, ein ordentlich gefüllter Teller kostete lediglich etwas mehr als zwei Euro.

Trotzdem kam es zu unangenehmen Nebeneffekten, wie Eingeweihte berichten: Mitarbeiter füllten Teller bis obenhin, sie versteckten zudem Eier und ähnlich sonderzahlungspflichtige Kostbarkeiten unter Salatblättern. Nun will die Verwaltung einschreiten und das gesunde Essen nach Gewicht berechnen - die Konsequenz: Ein vergleichbar gefüllter Teller kostet auf einmal das Dreifache, also etwa skandalöse sechs Euro.

Die Verwaltung argumentiert mit hehren Zielen: Man wolle einfach die Verschwendung von Lebensmitteln um 20 Prozent reduzieren. An das Anliegen erinnern auch Plakate in den Mitarbeiterkantinen.

Doch die Beamten haben wohl nicht erwartet, was für einen Salat sie sich damit einbrocken. In Massen-E-Mails kämpfen Mitarbeiter um ihr Recht auf übervolle und billige Salatteller. In einer E-Mail heißt es empört, man wolle wohl alle Parlamentsangestellten zu schlechten Menschen abstempeln, nur weil sie Salat für 2,10 Euro essen dürften.

"Diese Inflation der Lebensmittelpreise"

Andere sahen die Euro-Bürokraten als Schuldige an, etwa ein Mitglied der britischen Anti-EU-Bewegung UKIP: "Diese Inflation der Lebensmittelpreise", schrieb er, "verdanken wir schlicht der gemeinsamen Agrarpolitik der EU mit all ihren Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften und der ganzen grünen Agenda." Ein anderer schlug sarkastisch vor, man solle doch nun auch drastische Strafen einführen für Mitarbeiter, die nicht zum Büro radelten oder ihren Müll nicht vorschriftsgemäß sortierten.

Auf Twitter kursiert bereits der Hashtag "Saladrevolution". Dort wurde gefeiert, dass die britische Internetseite Huffington Post das Thema aufgriff. Andere Nutzer posteten mehr oder weniger geschmackvolle Bilder, die Salatschalen zeigen, die von Panzern überrollt zu werden drohen.

Doch hilft all dies kurz vor der Europawahl dem Ansehen des ohnehin oft kritisierten EU-Parlaments? "Sie wissen einfach nicht, wie gut sie es haben", schreibt kopfschüttelnd Internetnutzer Luke Richer auf Twitter.

Ein anderer höhnt, die EU-Mitarbeiter sollten sich doch neben regulären Salatpreisen auch mal an ganz normale Steuersätze gewöhnen. Und natürlich melden sich auch auf Twitter Europaskeptiker zu Wort: "So froh, dass diese nicht gewählten Mitarbeiter endlich normale Preise bezahlen müssen", schreibt theonlywayisUKIP. "Vielleicht könnten wir jetzt auch auf einen Rabatt auf unseren EU-Beitrag von 55 Millionen Pfund pro Tag bekommen?"

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten