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Trotz Khashoggi-Affäre Saudi-Arabien schließt Milliardenaufträge ab

In den vergangenen Tagen hatte es Absagen gehagelt. Dennoch konnte Saudi-Arabien auf der Investorenkonferenz FII Geschäfte in Milliardenhöhe abschließen. Kronprinz bin Salman wurde mit Applaus empfangen.

Bei der Investorenkonferenz in Saudi-Arabien hat das Land Geschäfte in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar abgeschlossen. Wegen der zuvor eingeräumten Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi wurde die Veranstaltung von zahlreichen Politikern und Wirtschaftsführern boykottiert.

Trotzdem wurden in Riad erste Verträge in den Sektoren Öl, Gas und Verkehr geschlossen, berichtete das staatliche Fernsehen. Mit von der Partie unter anderem: Südkoreas Autobauer Hyundai, der amerikanische Ölfeldausrüster Schlumberger sowie der französische Ölkonzern Total. Allein der Saudi-arabische Energiekonzern Aramco hat 15 Abkommen in Höhe von mehr als 34 Milliarden Dollar abgeschlossen. Die Konferenz wird hauptsächlich vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF getragen, der mit Investitionsmöglichkeiten wirbt.

Bereits im April hatte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Paris einen Teil der nun in Riad abgeschlossenen Geschäfte eingefädelt. Er traf Vorabsprachen mit Total und anderen französischen Firmen über geplante Abkommen im Volumen von zwölf Milliarden Dollar.

Mohammed bin Salman zufrieden

Mohammed bin Salman wurde zum Auftakt der Konferenz mit dem Titel "Future Investment Initiative" (FII) mit Applaus empfangen. Bilder des saudi-arabischen Senders Al-Ekhbariya zeigten, wie sich die Gäste erhoben, als der 33 Jahre alte Thronfolger den Veranstaltungssaal betrat. Der Kronprinz äußerte sich anschließend zufrieden über die Konferenz.

Der Anfang Oktober ums Leben gekommene Khashoggi galt als vehementer Kritiker Mohammed bin Salmans. Riad hatte erst nach wochenlangen Dementis eingeräumt, dass der Journalist im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul zu Tode kam. "Niemand im Königreich kann das rechtfertigen oder erklären", sagte der saudi-arabische Energieminister Chalid al-Falih dazu auf der Konferenz.

IWF-Chefin Christine Lagarde, US-Finanzminister Steven Mnuchin und ranghohe Minister aus Großbritannien und Frankreich hatten ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt.

Kae ser verpasst Unterzeichnung von Großauftrag

Auch Siemens-Chef Joe Kaeser verzichtete auf die geplante Reise. Für ihn werde auch "kein Vertreter" auf die Konferenz entsandt, sagte ein Sprecher. Kaeser verpasst einem Insider zufolge durch seine Abwesenheit die Unterzeichnung eines möglicherweise milliardenschweren Kraftwerks-Auftrags. Am Rande der Konferenz sollte eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben werden, heißt es aus Finanzkreisen.

Ob der staatliche Auftrag für Siemens selbst damit in Gefahr sei, blieb unklar. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge ist die Unterzeichnung nur aufgeschoben. Das Projekt könne Siemens bis zu 20 Milliarden Dollar bringen.

Auch die Deutsche Bank schickte nach der Absage von Firmenchef Christian Sewing keinen offiziellen Vertreter. Nach dem Rückzug des Roland-Berger-Chefs wird laut einer Sprecherin auch niemand aus dem Management der Unternehmensberatung nach Riad reisen.

brt/Reuters/dpa
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