Ein verbindliches Angebot klingt anders: Beim China-Besuch von Kanzlerin Merkel belässt es Premier Wen Jiabao bei einer vagen Zusage für die Euro-Rettungsfonds. Wichtiger als ein größeres Engagement Pekings seien die "eigenen Bemühungen" der Europäer.
Regierungschef Angela Merkel und Wen Jiabao: Hoffen auf Chinas Milliarden-Reserven
Foto: dapd
Peking - Vielleicht war es reine Höflichkeit, vielleicht ist das Geschäft einfach noch nicht spruchreif. Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao hat beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag zwar eine größere Beteiligung an den Rettungsschirmen EFSF und ESM in Aussicht gestellt, konkrete Zusagen vermied der Premier jedoch. Stattdessen forderte er die Europäer zu verstärkten Reformen auf.
"Die eigenen Bemühungen sind entscheidend in dieser Frage", sagte Wen. Europa müsse die Schulden zurückfahren und Strukturreformen umsetzen. Eine Lösung für die Krise bezeichnete der Regierungschef als "dringend" erforderlich, der Kontinent sei für China "von strategischer Bedeutung". Wichtig sei vor allem, dass es wieder dynamisches Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone gebe.
Seit Beginn der Schuldenkrise hat China wiederholt Hilfen angekündigt, etwa durch den Kauf griechischer Staatsanleihen. Die Zusagen blieben jedoch meist unkonkret. Unbestätigten Schätzungen zufolge hält China bereits europäische Staatsanleihen im Wert von mehr als 500 Milliarden Dollar. Mit rund 3,2 Billionen Dollar (2,4 Billionen Euro) besitzt China die größten Devisenreserven der Welt.
Bereits im Oktober hatte die chinesische Regierung eine Beteiligung am EFSF in Aussicht gestellt. Damals bezeichnete EFSF-Chef Klaus Regling China als "loyalen Kunden" des Fonds. Bislang seien rund 40 Prozent der Papiere von asiatischen Investoren gekauft. Eine feste Zusage hat China jedoch noch nicht gemacht, obwohl auch Regling bereits in Peking geworben hat.
Merkel hatte vor dem Treffen mit Wen in einer Rede zur Finanz- und Währungspolitik vor der Akademie für Sozialwissenschaften in Peking um Vertrauen in die Europäische Union geworben. Die EU müsse sich dem härter gewordenen weltweiten Wettbewerb anpassen, doch der Euro habe sie stärker gemacht. Sie sei überzeugt, dass die EU den richtigen Weg eingeschlagen habe, sagte Merkel. Nach Gesprächen mit Staatspräsident Hu Jintao reist Merkel am Freitag weiter in die südchinesische Wirtschaftsmetropole Kanton.