Schuldenkrise Rating-Agentur will Frankreich Bestnote entziehen

Frankreichs Präsident Sarkozy: Herber Rückschlag für Euro-Retter
Foto: JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN/ AFPParis - Die US-Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) wird Frankreich die Top-Bonität entziehen. Bislang hat S&P den Schritt noch nicht offiziell bestätigt. Neben Frankreich droht laut "Financial Times" auch Österreich seine Top-Note zu verlieren.
Paris ist nach den Worten von Finanzminister François Baroin vor einer bevorstehenden Herabstufung um eine Stufe gewarnt worden. Dies sei keine Katastrophe, da der Wert AA+ immer noch ein gutes Rating sei, betonte Baroin am Freitagabend. Die Herabstufung bedeute aber, dass Frankreich seine Reformen ausweiten müsse. Es werde jedoch keine neues Sparpaket geben.
Es wird erwartet, dass S&P am Abend bekannt gibt, welche Euro-Länder sie abwertet. Deutschland als weiteres Land mit der Bestnote AAA entgeht offenbar einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Das verlautete am Freitag aus EU-Kreisen in Brüssel. Auch die Niederlande, Luxemburg und Belgien behalten demnach ihre bisherigen Noten.
Die Rating-Agentur hatte Deutschland und 14 weiteren Euro-Ländern im Dezember damit gedroht, die Kreditwürdigkeit herunterzustufen. Eine schlechtere Bonitätsnote kann für die betroffenen Länder höhere Finanzierungskosten in Form steigender Zinsen bedeuten.
Eine schlechtere Note Frankreichs, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone, könnte daher gravierende Auswirkungen auf die Rettungsbemühungen in der Schuldenkrise haben. Höhere Zinsen sind aber kein Automatismus. So können sich die USA trotz des Verlusts ihres Top-Ratings durch Standard & Poor's weiterhin zu günstigen Konditionen Geld leihen. Der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Krämer spielte die Bedeutung einer Herabstufung herunter: "Schon in einer Woche würde das keine große Bedeutung für die Märkte mehr haben."
Euro rutscht unter 1,27 Dollar
Standard & Poor's begründete die Drohung im Dezember damit, dass die Probleme der Euro-Zone ein Ausmaß erreicht hätten, dass die Währungsunion als Ganzes unter Druck setze. Das liege auch am unkoordinierten und unentschlossenen Handeln der Politiker.
Mit einer Absenkung würde sich das Urteil von S&P deutlich von dem des Konkurrenten Fitch unterscheiden. Die Agentur hatte noch am Dienstag mitgeteilt, Frankreich werde 2012 voraussichtlich seine Top-Bonität behalten. "Anhand aktueller wirtschaftlicher und steuerlicher Entwicklungen in Frankreich rechnen wir nicht mit einer Herabstufung in diesem Jahr", sagte der für die Länder-Ratings in Europa zuständige Manager Ed Parker.
Die Märkte reagierten mit einem Kursrutsch: Der deutsche Leitindex Dax sank nach anfänglichem Plus ab und schloss mit um 0,6 Prozent im Minus bei 6143 Punkten. Auch an den US-Börsen gab es Verluste. Der Euro büßte gegenüber dem Dollar zwei Prozent an Wert ein und notierte zeitweise unter der Marke von 1,27 Dollar. Anleger flüchteten zudem in die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen.
Die Herabstufung von Standard & Poor's sorgt nun für neue Unsicherheit in der Euro-Zone. Am Donnerstag und Freitag hatte die positive Platzierung von Staatsanleihen der Krisenländer Italien und Spanien noch für Entspannung auf den Märkten und für Optimismus gesorgt.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reagierte gelassen auf die mögliche Herabstufung: "Wir haben uns ja in den letzten Monaten zunehmend weltweit darauf verständigt, wir sollten die Rating-Agenturen auch nicht überschätzen in ihren Beurteilungen", sagte er dem Fernsehsender RTL am Rande einer Wahlkampfveranstaltung im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg. Dass es eine große Verunsicherung bei den Finanzmärkten gegenüber der Euro-Zone insgesamt gebe, sei ja nicht neu. Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte sich erst Samstag äußern.
Auch die französische Budgetministerin Valérie Pécresse bemühte sich um beruhigende Worte. "Frankreich ist ein sicherer Wert, es kann seine Schulden zurückzahlen und das Defizit hat sich zuletzt besser entwickelt als erwartet", sagte sie dem Fernsehsender BFMTV. Spitzenvertreter der französischen Regierung trafen sich am Abend zu Beratungen im Elyséepalast.