Geringe Einkommen Mehr als hunderttausend Selbstständige brauchen Hartz IV

Immer mehr Unternehmer beantragen staatliche Unterstützung. Laut einem Bericht bekamen im vergangenen Jahr fast 118.000 Selbstständige Hartz IV. Besonders schlecht verdienen demnach Leute die als Ein-Personen-Unternehmen arbeiten.
Hinweisschild in Augsburger Jobcenter: Selbstständig, aber arm

Hinweisschild in Augsburger Jobcenter: Selbstständig, aber arm

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ picture alliance / dpa

Selbstständigkeit klingt nach Freiheit und Unabhängigkeit. Doch viele Mini-Unternehmer in Deutschland können ohne staatliche Unterstützung nicht leben. Laut den "Ruhr Nachrichten" sind immer mehr Selbstständige auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Die Zahl der Selbstständigen, die ergänzend Arbeitslosengeld II bekommen, habe sich seit 2007 fast verdoppelt, berichtet die Zeitung. Sie beruft sich auf eine Antwort des Statistischen Bundesamts auf eine Anfrage der Linken-Fraktionsvize im Bundestag, Sabine Zimmermann. 2007 bezogen demnach 66.910 Selbstständige Hartz-IV-Leistungen, im vergangenen Jahr waren es 117.904.

Über ein besonders geringes Einkommen verfügen demnach Menschen, die eine Ein-Mann-Firma gegründet haben und keine Beschäftigten haben. Diese Solo-Selbstständigen kamen im vergangenen Jahr im Schnitt auf 1496 Euro netto pro Monat. Selbstständige mit Beschäftigten kamen demnach auf ein monatliches Nettoeinkommen von 2701 Euro, abhängig Beschäftigte auf 1553 Euro.

Zugleich hat sich die Zahl der Selbstständigen ohne Beschäftigte dem Bericht zufolge seit dem Jahr 2000 von 1,84 auf 2,34 Millionen erhöht. Damit gebe es inzwischen deutlich mehr Solo-Selbstständige als Selbstständige mit Beschäftigten. Deren Zahl habe im vergangenen Jahr bei 1,85 Millionen gelegen.

Der größte Teil der Solo-Selbstständigen war nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2014 in der Land- und Forstwirtschaft anzutreffen (22 Prozent). Auch im Bereich des Grundstücks- und Wohnungswesens (17 Prozent), im Unternehmensdienstleistungsbereich sowie im Kommunikations- und Informationsgewerbe (12 Prozent) gab es viele Selbstständige, die keine weiteren Mitarbeiter beschäftigten.

mmq/dpa/AFP
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