Sicherung des Lehrstellenangebots Regierung und Wirtschaft verlängern Ausbildungspakt

Bundesregierung und Wirtschaft wollen den Ausbildungspakt um zwei Jahre verlängern. Wirtschaftsminister Brüderle preist die Maßnahme als Erfolg, trotz Krise seien mehr Plätze angeboten als nachgefragt worden. Die Gewerkschaften bezweifeln das und sprechen von einer geschönten Bilanz.
Bundeswirtschaftsminister Brüderle: "Ausbildungsmarkt ähnlich gut wie 2009"

Bundeswirtschaftsminister Brüderle: "Ausbildungsmarkt ähnlich gut wie 2009"

Foto: ddp

Berlin - Bundesregierung und Wirtschaft wollen den Nationalen Ausbildungspakt zur Sicherung des Lehrstellenangebotes auch über 2010 hinaus fortsetzen. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kündigte am Mittwoch nach einem Spitzentreffen eine Verlängerung des Bündnisses um zwei Jahre an.

Für dieses Jahr rechne er am Ausbildungsmarkt mit einer Entwicklung "ähnlich gut" wie 2009. Das vergangene Jahr sei gut verlaufen, weil trotz Krise mehr Ausbildungsplätze angeboten als nachgefragt worden seien. 72.600 neue Stellen seien eingeworben worden. Gut 46.000 Betriebe seien demnach erstmals für die Ausbildung gewonnen worden.

Die Gewerkschaften bezweifeln den Erfolg jedoch. Denn die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge fiel 2009 um acht Prozent. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise rechnen Experten für diesen Herbst erneut mit einem Rückgang des Lehrstellenangebotes - und zwar um rund 20.000 Plätze. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sprach von einer geschönten Bilanz. 83.000 Jugendliche seien bei der Suche nach einer Lehrstelle leer ausgegangen.

Entschärft wird die Situation auf dem Lehrstellenmarkt allerdings auch durch den weiteren Rückgang der Schulabgängerzahl. In diesem Jahr werden 25.000 Schüler weniger die Schule verlassen als noch im Vorjahr. Zum gesetzlichen Stichtag 30. September 2009 suchten noch 83.100 Jugendliche eine Ausbildungsplatz. Der überwiegende Teil davon entschied sich für eine weitere schulische Ausbildung oder Ersatzmaßnahmen.

Den Ausbildungspakt hatten Wirtschaftsverbände und Politik 2004 geschlossen. Die Unternehmen verpflichten sich darin, jährlich neue Ausbildungsstellen und Ausbildungsbetriebe einzuwerben. Die Bundesagentur für Arbeit gleicht zudem ihre Daten mit Kammern und Betrieben ab. Die Politik verzichtet im Gegenzug für den Ausbildungspakt auf die Einführung einer Abgabe für Betriebe, die keine Jugendlichen ausbilden. Mittlerweile wurde die Vereinbarung mehrfach verlängert.

Maßgebliche Herausforderungen für das Ausbildungsjahr 2010 bleiben nach Angaben der Partner die passgenaue Vermittlung in Ausbildung, die Verbesserung der Ausbildungsreife der Jugendlichen und die Integration von sozial benachteiligten und lernbeeinträchtigten jungen Menschen in Ausbildung.

fro/AFP/dpa
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