Wie schlecht ist die Stimmung zwischen Griechenland und seine Rettern? Verhandlungen zwischen dem Staat und Vertretern von EU, IWF und EZB werden überraschend unterbrochen. Zeitungen berichten von einem Eklat. Die Beteiligten wiegeln ab - es gebe nur Verzögerungen mit wichtigen Dokumenten.
IWF-Chefin Lagarde, griechischer Finanzminister Venizelos: Streit um Rettungspaket
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Athen - Das Drama um die Rettung Griechenlands ist um eine Episode reicher. Weil eine Sitzung zwischen der griechischen Regierung und Vertretern von EU,
Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) überraschend unterbrochen wurde, gab es heftige Spekulationen.
Führende Medien in Griechenland hatten berichtet, eine Sitzung des Staats mit seinen Rettern sei im Eklat geendet. Die Retter hätten von den Griechen noch größere Einsparungen und Kürzungen gefordert, weil das Land seine Ziele zur Reduzierung des gewaltigen Haushaltsdefizits nicht erreiche. Athen habe dies abgelehnt. Da seien die Retter abgereist. Nun pausieren die Gespräche zehn Tage.
Das griechische Finanzministerium erklärte, es gebe keinen Eklat. "All das, was seit gestern Abend über eine Unterbrechung der Verhandlungen geschrieben wird, hat nichts mit der Realität zu tun", sagte Finanzminister Evangelos Venizelos am Freitag auf einer Pressekonferenz in Athen. Das Klima der Gespräche mit der "Troika" sei "gut und produktiv" und die Pause geplant gewesen, hieß es. Sie hänge damit zusammen, dass die Retter den Haushaltsentwurf für kommendes Jahr sehen wollten; der sei aber noch nicht ganz fertig.
Im Vorfeld der Verhandlungen war von einer Pause nie die Rede gewesen. Griechenland hat massive Probleme, sein Sparprogramm in den Griff zu bekommen. Wenn sich die Finanzen des schuldengeplagten Landes so weiterentwickelten, drohe in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von etwa 8,8 Prozent, berichten Zeitungen. Damit würde Griechenland das gesetzte Ziel verfehlen, das Defizit auf 7,5 bis 7,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu drücken.
Der griechische Finanzminister erwartet zudem, dass die Konjunktur im laufenden Jahr um rund fünf Prozent einbricht. Dies sei mehr als man bisher erwartet habe, sagte Venizelos am Freitag in Athen. Es müsse jetzt alles getan werden, um die Rezession im kommenden Jahr so niedrig wie möglich zu halten.
Fortschritte bei der Griechenland-Rettung gab es hingegen in München: Die "
Bad Bank" der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate
(HRE) beteiligt sich am zweiten Rettungspaket. Die FMS Wertmanagement beteilige sich mit knapp einer Milliarde Euro am Umtausch von Griechenland-Anleihen, teilte die Abwicklungsanstalt mit. Das habe der Vorstand in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat beschlossen. Die FMS beherbergt die Altlasten der HRE, die durch die Auslagerung von Risikopapieren im Wert von 173 Milliarden Euro für einen Neustart am Markt fit gemacht wurde.