Sparvorschläge der Briten "Auf ein paar Schlösser kann die Queen verzichten"

Königin Elizabeth II.: Die Reichtümer der Royal Family im Visier
Foto: ? David Moir / Reuters/ REUTERSGeorge Osborne steht dieser Tage unter verschärfter Beobachtung. Wann immer der britische Schatzkanzler seinen Mund aufmacht, werden seine Worte regelrecht seziert. Am 20. Oktober wird Osborne im Unterhaus verkünden, auf was die Briten künftig verzichten sollen - und die politischen Beobachter stürzen sich derzeit auf jede Andeutung.
Einige Kürzungspläne sind schon bekannt: Auf dem Parteitag der Konservativen in Birmingham am vergangenen Montag machte Osborne publik, dass das Kindergeld von rund 80 Pfund im Monat für Eltern mit einem Jahreseinkommen von mehr als 44.000 Pfund gestrichen werden soll. Und die Summe aller Sozialleistungen, die eine Familie beziehen kann, soll künftig 26.000 Pfund im Jahr nicht übersteigen.
Es waren nur die ersten Warnschüsse. Jeder Fachminister ist aufgefordert, Sparvorschläge von 25 und 40 Prozent seines Budgets vorzulegen. Um die Akzeptanz für den rigiden Sparkurs zu erhöhen, hat die Regierung bereits in den vergangenen Monaten zu einem PR-Trick gegriffen. Im Juli und August durften unter anderen Angestellte des öffentlichen Dienstes auf einer Web-Seite selbst Sparvorschläge einreichen. Die Ideen aus dem Volk, versprach Osborne, würden bei der Aufstellung seines Kürzungskatalogs berücksichtigt.
Aus dem öffentlichen Dienst kamen 63.000 Vorschläge, von anderen weitere 44.000. Manche zeugen von Detailkenntnis, andere von Aktivisten-Eifer und viele vom britischen Sinn für Humor.
SPIEGEL ONLINE zeigt, wo die Briten sparen wollen.
- Ein Bürger forderte, die Polizei solle künftig keine BMW mehr kaufen dürfen, es gebe schließlich günstigere Automarken. Ein anderer fragte, wozu die Königsfamilie so viele Schlösser brauche - ein paar könne man doch wohl verkaufen.
- Recht populär war die Idee, aus der Europäischen Union auszutreten. Tatsächlich ist Großbritannien einer der Nettozahler des Brüsseler Haushalts, doch dürfte dies durch die Vorteile der EU-Mitgliedschaft für die britische Wirtschaft mehr als aufgewogen werden.
- Ein Scherzkeks schlug vor, die Insassen der überfüllten britischen Gefängnisse könnten sich nützlich machen, indem sie eifrig Fitnessräder und Rudermaschinen benutzten und so Energie für das nationale Stromnetz produzierten.
- Auffallend häufig kam der Vorschlag, Trident einzumotten. Die Abschaffung des milliardenteuren Atom-U-Boot-Programms wurde mehr als 600-mal gefordert - offensichtlich waren hier die Atomwaffengegner der Lobbygruppe CND am Werk. Die Entscheidung über das Prestigeprojekt wurde jedoch ohnehin schon auf die nächste Legislaturperiode verschoben, weil sich die regierenden und Liberaldemokraten in der Frage nicht einig sind.
- Häufig zu hören war der Satz, angesichts der knappen Kassen müsse man sich auf Kernaufgaben beschränken. In diese Rubrik fällt der Vorschlag, die restlichen britischen Truppen aus Deutschland abzuziehen. "Ich glaube nicht, dass die Deutschen noch eine Bedrohung darstellen", schrieb der anonyme Einsender. Dies würde Millionen an Personalausgaben sparen, die man für eine bessere Ausrüstung verwenden könne.
- Auch bei der Royal Air Force sehen die Briten Raum zum Sparen. Ein früherer Pilot der Luftstreitkräfte schrieb auf der Seite des Finanzministeriums, er plädiere für die Abschaffung der Universitätsfliegerstaffeln. Diese seien bloß "Gratis-Flugschulen für Studenten", brächten aber kaum neue Rekruten.
- Ein wiederkehrendes Thema ist die Klage über den Wasserkopf in den Behörden. "Wir brauchen nicht mehr Admiräle als Schiffe", klagte ein Mann namens Terry Doyle. Die Führungsstäbe könnten nicht nur beim Militär ausgedünnt werden, fanden mehrere Einsender.
- In den Amtsstuben vermuten die Bürger viele Einsparmöglichkeiten. Man solle sämtliche Regierungsrechner auf der Gratis-Software Linux laufen lassen, dann spare man sich die teuren Microsoft-Produkte, lautete ein Vorschlag. Ein anderer schrieb, man solle die Rechner über Nacht herunterfahren und das Licht ausschalten. Auch wurde empfohlen, Drucker nur noch schwarzweiß drucken zu lassen - das spare teure Farbpatronen.
- Die Reisespesen des Außenministeriums scheinen mindestens einem Bürger zu großzügig bemessen. Einer schlug auch vor, Hotels künftig im Internet zu buchen, anstatt Reisebüros damit zu beauftragen.
- Ein Dauerbrenner waren die Sozialleistungen für Einwanderer. Unter anderem wurde vorgeschlagen, sie erst ab dem fünften Jahr Aufenthalt auf der Insel zu zahlen. Wegen der zahlreichen fremdenfeindlichen Anmerkungen schloss das Ministerium die Kommentarfunktion auf der Web-Seite nach kurzer Zeit.
Wie viele der Ideen tatsächlich Eingang in Osbornes Überlegungen finden, weiß bislang nur der Schatzkanzler selbst. Kritiker glauben ihm zumindest kein Wort: Sie halten das Ganze für reine Symbolik und merken trocken an, die Kosten für die Web-Seite hätte man sich sparen können.