Spekulation mit Ackerböden 500 Millionen Bauern hungern

Äthiopischer Bauer: Ackerböden werden zunehmend zum Spekulationsobjekt
Foto: A2800 epa Stephen Morrison/ dpaNew York - Spekulation mit fruchtbaren Böden treibt immer mehr Menschen in den Hunger: Weltweit leiden 500 Millionen Kleinbauern unter Hunger, weil ihnen ihr Land streitig gemacht wird. Das hat der Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf angemessene Ernährung, Oliver De Schutter, am Donnerstag vor dem Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen dargelegt.
2009 seien 30 Millionen Hektar Ackerland vernichtet worden, das sind 300.000 Quadratkilometer. So groß ist Italien. Die Kleinbauern würden immer weiter auf trockene oder bergige Gebiete zurückgedrängt, beklagte De Schutter. Insgesamt haben laut Welthunger-Index weltweit 925 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Die meisten von ihnen leben in Afrika und Asien.
De Schutters Bericht zufolge sind die Flächen einem "explosiven Cocktail" aus Bodenspekulation, verschlechterten Umweltbedingungen, industrieller Bebauung und Verstädterung zum Opfer gefallen. "Regierungen und Regierungsfonds, aber besonders einheimische und ausländische Investoren versuchen Ackerland aufzukaufen, das Bauern, Fischern und eingeborenen Völkern zur Sicherstellung ihrer Ernährungsgrundlage dient", sagte De Schutter.
Die Investoren würden große Plantagen mit sogenannten "Cash-Crops" anlegen, Nutzpflanzen, die sich auf dem Weltmarkt gut verkaufen lassen, oder Pflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen anbauen. Boden würde aber auch zunehmend zum Spekulationsobjekt. "Sie wissen, dass Ackerland, fruchtbarer Boden, immer seltener wird und deshalb ebenso wie Trinkwasser in Zukunft ein strategisch wichtiges Gut wird", sagte er.
Dazu käme der Verlust an Äckern durch veränderte Umweltbedingungen. Fünf bis zehn Millionen Hektar gingen jedes Jahr durch Verschlechterung der Klimabedingungen verloren und weitere 19,5 Millionen fielen der industriellen Bebauung oder Verstädterung zum Opfer. Jedes Jahr würden weltweit 40 Millionen Hektar Land für den Anbau von Biokraftstoff-Pflanzen hinzukommen. "All diese Entwicklungen haben große Auswirkungen auf die Kleinbauern, Eingeborene, Hirten- und Fischervölker, die für ihre Existenzsicherung auf den Zugang zu Land und Wasser angewiesen sind", sagte De Schutter.
Regierungen müssten deshalb rechtliche Sicherungsmechanismen für die Betroffenen umsetzen. Ein erster Schritt wären Gesetze gegen die Vertreibung von Bauern und Pächter müssten das Recht erhalten, auch nach einem Besitzerwechsel auf dem von ihnen bewirtschafteten Land bleiben zu dürfen.