Prognose des Städtetags Deutschland fehlen Hunderttausende Erzieher und Pfleger

In deutschen Kliniken, Heimen und Kitas droht in den kommenden Jahren ein massiver Fachkräftemangel, warnt der Deutsche Städtetag. Es fehlten 230.000 Erzieher und 300.000 Pflegerinnen. Die Lösung sei klar.
Erzieherin in einer Göttinger Kita: Mangel an Fachkräften

Erzieherin in einer Göttinger Kita: Mangel an Fachkräften

Foto: Swen Pförtner / dpa

Der Deutsche Städtetag fordert von der Ampelregierung eine klare Strategie gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen. Die neue Koalition habe angekündigt, dass sie das Einwanderungsrecht modernisieren und die Arbeitskräfteeinwanderung erleichtern wolle. »Das ist gut und muss jetzt schnell gehen, ohne sich im Detail zu verhaken«, sagte Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Nachrichtenagentur dpa. »Es geht darum, dass unser soziales Netz sicher bleibt und keine Löcher bekommt.«

Nach Angaben des kommunalen Spitzenverbandes droht in Krankenhäusern, bei der Pflege und in der Kinderbetreuung ein dramatischer Fachkräftemangel. »Wir rechnen mit 230.000 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas sowie 300.000 fehlenden Pflegekräften in den kommenden Jahren«, sagte Dedy.

»Wenn die Großen fehlen, um die Kleinen durch den Tag zu begleiten, bleiben Kitas geschlossen. Alte, Pflegebedürftige und ihre Familien müssen ohne Hilfe auskommen, wenn niemand da ist, der sie professionell unterstützen kann. Wir brauchen die helfenden Hände aus dem Ausland«, mahnte er.

Die Bundesregierung müsse im neuen Jahr konkrete Schritte für viel mehr Zuwanderung von Fachkräften in soziale Berufe unternehmen. »Wir brauchen sehr viele Fachkräfte, die wir in Deutschland weder finden noch kurzfristig ausbilden könnten«, sagte Dedy.

Denn es gebe eine ganze Reihe von Herausforderungen. »Wenn die Babyboomer in Rente gehen, verschärft sich das Problem dramatisch. Wir müssen diese Menschen ja nicht nur durch Nachwuchskräfte ersetzen, sondern auch mitdenken, dass viele von ihnen selbst pflegebedürftig werden«, warnte er.

Ab 2026 greife zudem der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. »Bis zu eine Million Kinder sollen dann zusätzlich betreut und gefördert werden. Auch dafür fehlt uns qualifiziertes Personal«, sagte Dedy.

Regierung muss »gezielt und schnell« handeln

»Deshalb ist es richtig, dass die neue Bundesregierung Arbeitskräften die Zuwanderung nach Deutschland erleichtern will. Im neuen Jahr muss der Bund sehr zügig konkrete Schritte dafür gehen.«

Dazu gehöre, in anderen EU-Staaten und in Drittstaaten »gezielt und schnell« Fachkräfte für soziale Berufe anzuwerben sowie die Ausbildung junger Menschen vor Ort konkret zu unterstützen.

»Der Bund muss außerdem Hürden beseitigen, die den zugewanderten Arbeitskräften den Start bei uns in Deutschland schwer machen«, verlangte Dedy. »Bildungs- und Berufsabschlüsse und Berufserfahrungen müssen unbürokratisch anerkannt werden.«

mmq/dpa
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