Statt Schuldenschnitt
Hedgefonds spekulieren auf Griechenland-Pleite
Während Banken und Versicherungen immer größere Teile ihre Griechenland-Investitionen abschreiben, kaufen andere nach: Hedgefonds investieren massiv in griechische Staatsanleihen und in entsprechende Ausfallversicherungen. An einem Staatsbankrott würden sie gut verdienen.
Griechische Fahnen in Athen: Hedgefonds spekulieren auf eine Staatspleite
Foto: dapd
Frankfurt am Main/Brüssel - Ohne dass die privaten Gläubiger wenigstens auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten, dürfte Griechenland kaum gerettet werden. Zwar laufen die Krisengespräche mit Investoren wie Banken und Versicherungen konstruktiv, allerdings sind lange nicht alle privaten Gläubiger zu einem freiwilligen Schuldenschnitt bereit. Viele Hedgefonds haben Medienberichten zufolge in griechische Staatsanleihen investiert und gleichzeitig entsprechende Ausfallversicherungen gekauft - sie spekulieren auf eine Pleite des Landes.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Banker, der an den Gesprächen beteiligt ist mit dem Satz: "Man kann am Ende froh sein, wenn mehr als 50 Prozent der Gläubiger mitziehen". In EU-Kreisen hieß es dagegen, diese Einschätzung sei zu pessimistisch, die Beteiligung werde nicht weit von 100 Prozent entfernt sein.
EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte in Brüssel, das Abkommen sei in Reichweite, die Voraussetzung für das zweite Hilfspaket für Griechenland damit erfüllt. Der griechische Vize-Finanzminister Filippos Sachinidis sprach ebenfalls von Fortschritten in den seit Monaten laufenden Verhandlungen. "Wir haben aber noch keine finale Vereinbarung", sagte er dem Radiosender Real FM.
Wenn aber nicht alle Gläubiger dem Forderungsverzicht von 50 Prozent der ausstehenden Anleihen von etwa 200 Milliarden Euro zustimmen, sind die vom Euro-Krisengipfel Ende Oktober angepeilten 100 Milliarden Euro nicht zu erreichen. Offen ist, ob dies dann zu höheren Hilfszahlungen der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds führt. Die Vereinbarung werde voraussichtlich den Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten beim Gipfel am 30. Januar vorliegen, sagte der EU-Vertreter. Sie hätten dann zu entscheiden, ob eine Beteiligung etwas unter 100 Prozent akzeptabel sei. Deutschland und Frankreich seien an den Gesprächen neben der Troika beteiligt.
Den Vorstellungen der EU-Länder zufolge sollen die Investoren alte Anleihen durch neue ersetzen mit längerer Laufzeit und kleinerem Volumen. Die Beteiligung privater Investoren - Banken, Versicherungen und Hedgefonds - ist Voraussetzung für das neue Rettungspaket, das Hilfen des Rettungsfonds EFSF und des IWF über insgesamt 130 Milliarden Euro enthält. Das mit 350 Milliarden Euro verschuldete Land braucht das Geld dringend, da sonst Mitte März die Zahlungsunfähigkeit droht.
Der Staat muss dann Anleihen von knapp 15 Milliarden Euro zurückzahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte am Montag erneut Druck: Ohne einen Schuldenerlass flössen keine neuen Gelder. Erst nach einer Vereinbarung wird sich zeigen, wie viele Gläubiger mitziehen. Den Hedgefonds allerdings müsste man der Branche zufolge schon einiges anbieten, damit sie mitzögen. Analysten der Bank of America schätzen, dass mittlerweile rund die Hälfte der Hellas-Anleihen in Händen privater Gläubiger liegt, die sich einer früheren Umschuldungs-Vereinbarung des IIF mit Griechenland nicht angeschlossen haben. Die Banken haben bereits Milliarden auf ihre griechischen Bonds abgeschrieben.