Verdacht der Steuerhinterziehung
Ermittlungen gegen Filmproduzenten Artur Brauner
Kinomogul, Immobilienbesitzer - und Steuerhinterzieher? Der Name des Berliner Filmproduzenten Artur "Atze" Brauner taucht laut SPIEGEL-Informationen auf einer Schweizer Steuer-CD auf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Brauner weist die Vorwürfe zurück.
Kinomogul Artur Brauner (2008): Name auf Schweizer Steuer-CD
Foto: Soeren Stache/ picture alliance / dpa
Hamburg - Artur "Atze" Brauner, 95, ist Filmproduzent, Berliner Gesellschaftsgröße und prominenter CDU-Spender. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Brauner wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Brauners Name war nach Informationen des SPIEGEL auf einer Schweizer Steuer-CD mit Daten der Leumi-Bank aufgetaucht, die die Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalens angekauft hatte.
In Brauners Fall soll es sich um Vermögen im hohen zweistelligen Millionenbereich handeln. Die Steuerfahnder hegen den Verdacht, dass es sich um unversteuertes Geld handelt. Nach ihren Erkenntnissen hatte die Berliner Finanzverwaltung bisher bei Brauner auf Steuern in zweistelliger Millionenhöhe verzichtet. Vor Weihnachten hatten Steuerfahnder mit richterlichem Durchsuchungsbeschluss Brauner bereits einen Besuch abgestattet.
Brauner bestätigt seine Konten bei der Leumi-Bank, erklärt aber, dass es sich dabei nicht um unversteuertes Geld handele. Seine Verbindung zu Leumi sei zudem den Berliner Finanzbehörden "seit langem bekannt". Brauner bestätigt auch den bisherigen Verzicht der Berliner Finanzverwaltung auf Steuerzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe, verweist aber darauf, dass "die Forderungen der Finanzverwaltung" lediglich "auf Schätzungen" basierten.
"Entscheidungen zwischen Entrecôte und Birne Helene"
Mindestens sieben Jahre, so Brauner "waren wir nicht in der Lage - nicht durch eigenes Verschulden - korrekte Bilanzen zu erstellen und demzufolge daraus resultierende effektiv fällige Steuern zu entrichten". Er verhandele aber derzeit mit dem Finanzamt über Rückzahlungen.
"Atze" Brauner, wie er in der Branche genannt wird, kam 1918 im polnischen Lodz zur Welt, entkam den Nazis nur mit knapper Not und fand nach dem Krieg eine neue Heimat in Berlin. Dort gründete er vor gut einem halben Jahrhundert seine Central Cinema Company. Darunter waren ebenso seichte Unterhaltung fürs Fernsehen wie immer wieder ambitionierte Leinwand-Epen über jüdische Schicksale in Zeiten der Nazi-Barbarei.
Im Rampenlicht seiner Kinoproduktionen wurde Artur Brauner berühmt und reich. Bei Brauner sei es durchaus nicht ungewöhnlich, dass er "nach zweiminütiger Denkpause über einen 1,2-Millionen-Mark-Film entscheidet und seine Projekte, Starverträge und Kalkulationen in irgendeinem Hotelspeisesaal zwischen Entrecôte und Birne Helene auf einer Papierserviette entwirft", schrieb DER SPIEGEL 1957 über Brauner.
Doch steckte er sein Geld nicht nur in Filme. Fernab von öffentlicher Aufmerksamkeit gehörten Immobilien-Investments bei ihm zum Geschäft. Brauner erwarb in den vergangenen Jahrzehnten mit Millionenkrediten diverser Banken einen stattlichen Immobilienbesitz in Berlin und Ostdeutschland, die einen Großteil seines Milliardenvermögens ausmachen.
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