Strategien für EU-Gipfel Europa plant noch viel größeren Rettungsschirm

Händler an New Yorker Wall Street: Kursanstieg als Reaktion
Foto: Richard Drew/ APNew York - Die Euro-Zone will offenbar die Schutzmauer um ihre kriselnden Staaten erheblich aufstocken: Laut der Nachrichtenagentur Reuters und der "Financial Times" verhandeln die Delegationen der Mitgliedstaaten vor dem am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel intensiv darüber, wie sie die Finanzmittel gegen die Schuldenkrise erhöhen können. Demnach könnten der dauerhafte Euro-Rettungsschirm ESM und der bereits bestehende vorläufige Rettungsschirm EFSF zumindest eine Zeitlang nebeneinander existieren - bislang war geplant, dass der ESM den EFSF ablöst. Die Berichte berufen sich auf ranghohe EU-Vertreter.
Bereits am Montag hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy darauf geeinigt, den Start des ESM um ein Jahr auf den Sommer 2012 vorzuziehen. Der dauerhafte Rettungsfonds soll Kredite über 500 Milliarden Euro vergeben können. Bei dieser Marke sollte eigentlich die Obergrenze für die finanziellen Hilfen an kriselnde Mitgliedstaaten liegen. Mit den neuen Plänen könnte die Schlagkraft für die Euro-Rettung nahezu verdoppelt werden - nämlich um die 440 Milliarden Euro, die der EFSF umfasst. Allerdings sind von dem EFSF-Geld bereits 190 Milliarden Euro für Griechenland, Irland und Portugal vergeben.
Damit nicht genug: Die Verhandler im Vorfeld des EU-Gipfels erwägen auch, den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu stärken,indem die 17 Zentralbanken der Euro-Zone einen dreistelligen Milliardenbetrag in einen Spezialfonds einzahlen. Der IWF könnte diese Mittel dann ebenfalls zur Rettung taumelnder Euro-Mitglieder einsetzen.
Würden die Regierungschefs all diese Vorschläge absegnen, ergäbe sich ein Dreiklang aus EFSF, ESM und Mitteln des IWF - eine Art Super-Rettungsschirm, der die Akteure auf den Finanzmärkten nachhaltig beeindrucken könnte.
Börsianer in New York und Asien hoffen auf EU-Gipfel
Allerdings sind die Pläne laut den in den Berichten genannten EU-Vertretern umstritten, vor allem bei den Nord-Ländern der Gemeinschaft, die vor noch höheren Haftungsgrenzen zurückschrecken. Auch für Deutschland wäre ein solches Modell schwierig zu akzeptieren - schließlich legte sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach der Zustimmung des Bundestags zur Ausweitung des EFSF Ende September klar fest: Deutschland sei mit 211 Milliarden Euro zuzüglich Zinsen an der Haftung beteiligt - "und das war es. Schluss".
Die internationalen Finanzmärkte erwarten offenbar vom EU-Gipfel überzeugende Entscheidungen zur Euro-Rettung. Trotz der Drohung der Rating-Agentur Standard & Poor's, 15 Länder der Euro-Zone binnen 90 Tagen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent abzustufen, ließen unter anderem die Berichte über die erhöhte Feuerkraft der kombinierten Rettungsschirme die Kurse in den USA und Asien steigen.
An der Wall Street in New York schloss der Dow-Jones-Index am Dienstag mit einem Plus von 0,4 Prozent bei 12.150 Punkten. In Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,7 Prozent höher, auch die Börsen in Seoul und Hongkong sowie die Aktienmärkte in Taiwan, Singapur und Australien konnten zulegen. Der Kurs des Euro gewann ebenfalls und liegt nun bei 1,3434 Dollar.