Studie Jeder dritte Hartz-IV-Empfänger ist psychisch krank

Es ist eine erschreckend hohe Quote: Mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger leidet unter psychischen Erkrankungen. Laut einer Studie ist der Anteil der Betroffenen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Arbeitsagentur in Wiesbaden: Hartz-IV-Empfänger besonders gefährdet

Arbeitsagentur in Wiesbaden: Hartz-IV-Empfänger besonders gefährdet

Foto: Arne Dedert/ picture alliance / dpa

Nürnberg - Wer von Hartz IV leben muss, leidet besonders häufig unter psychischen Erkrankungen: Bei mehr als einem Drittel der Bezieher wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychiatrische Diagnose gestellt. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Universität Halle-Wittenberg zufolge ist der Anteil der Betroffenen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Als Grundlage für ihre Studie nutzten die Forscher für ihre Untersuchung  - außer Daten der gesetzlichen Rentenversicherung und anderer Behörden - auch Daten von Krankenversicherungen. So geht etwa aus den Daten der Techniker Krankenkasse für das Jahr 2006 hervor, dass 21,8 Prozent der berufstätigen Versicherten eine psychiatrische Diagnose gestellt bekommen hatten. Bezieher von Arbeitslosengeld II - also Hartz IV - waren hingegen zu 36,7 Prozent betroffen.

Daten der AOK deuten zudem darauf hin, dass das Problem immer brisanter wird: Lag der Anteil versicherter Hartz-IV-Empfänger mit psychischen Problemen im Jahr 2007 noch bei 32,6 Prozent, stieg er bis zum Jahr 2011 auf 40,2 Prozent.

"Viele von ihnen sind hochproduktiv"

Viele Arbeitslose leiden der Studie zufolge unter affektiven und neurotischen Störungen, Depressionen und seelisch bedingten körperlichen Leiden. Da sie wegen ihrer Erkrankungen nur geringe Jobchancen hätten, bräuchten sie eine intensivere Förderung, schreiben die Forscher.

Das für Hartz IV zuständige Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), Heinrich Alt, betonte die Wechselwirkung zwischen Arbeitslosigkeit und psychischen Problemen - diese könnten sowohl Ursache als auch Folge sein: "Heute haben wir eher psychische Belastungssituationen in der Arbeitswelt. Und ebenso kann natürlich auch Arbeitslosigkeit Depressionen und andere psychische Erkrankungen auslösen oder verstärken."

Zudem forderte Alt Unternehmen auf, psychisch kranken Menschen eine Chance zu gegen, denn "viele von ihnen sind hochproduktiv, hoch intelligent". Eine zufriedenstellende Arbeit sei oftmals die beste Therapie.

fdi/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten