Studie Wirtschaftskrise zerstört das Demokratievertrauen der Deutschen

Die Weltwirtschaftskrise rüttelt an den Grundfesten der Gesellschaft: Einer Studie zufolge ist das Vertrauen in die Politik auf den niedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg gesunken - und fast jeder zweite Deutsche stellt die repräsentative Demokratie in Frage.
Räumungsverkauf in Berlin: Zweifel an der repräsentativen Demokratie

Räumungsverkauf in Berlin: Zweifel an der repräsentativen Demokratie

Foto: Gero Breloer/ AP

Berlin - Es ist eine Studie mit beunruhigendem Ergebnis: Laut einer Umfrage für die Bertelsmann-Stiftung verlieren immer mehr Deutsche nach dem Krisenjahr 2009 ihr Vertrauen in die Politik. 70 Prozent der Befragten zählen weder auf die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft noch auf das Bildungssystem und das soziale Netz, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Das Vertrauen sei damit auf das niedrigste Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg gesunken.

Fast jeder Zweite stelle die repräsentative Demokratie in Frage. "Selbst die soziale Marktwirtschaft wird längst nicht mehr so positiv gesehen wie früher", sagte Meinungsforscher Peter Kruse, Leiter des Bremer Unternehmens Nextpractice, das die Studie erstellte.

Weder das Bankenrettungspaket noch die Abwrackprämie seien in den Augen der Bürger geeignete Mittel gewesen, um die Krise zu bewältigen, berichtete die Zeitung weiter unter Berufung auf die Studie. Auch das Steuersenkungspaket sei für die meisten keine vertrauensbildende Maßnahme. Als wirksam werde dagegen die Entlastung der Familien bewertet. Auch Investitionen in Bildung und regenerative Energien erfüllten in den Augen der Befragten noch ihren Zweck.

"Hinter dem ganzen Frust wächst eine extreme Bereitschaft, sich zu beteiligen, aber nicht mehr auf den klassischen Wegen in den Parteien", folgerte Kruse. Die Menschen suchten nach neuen Formen des Mitmachens. "Partizipation ist das große Thema der nächsten Jahre", sagte er voraus. Eine neue Bewegung formiere sich: "Die wird noch stärker als die Ökologiebewegung der achtziger Jahre."

ssu/AFP

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