Für Sie geht es so nicht weiter. Mehrere Hundert Angestellte des öffentlichen Dienstes protestieren Montagmorgen am Alten Elbtunnel in Hamburg. Heute ist ein historischer Streiktag: Wie hier fordern hunderttausende Beschäftigte im ganzen Land mehr Geld.
Ertan, DB-Angestellter
»Urlaub ist gestrichen dieses Jahr definitiv. Und um ehrlich zu sein, ich muss noch nebenbei arbeiten, um meine Familie zu finanzieren. Frau und Kind zu Hause, es ist nicht einfach.«
Martina Runge, DB-Angestellte
»Ich bin bei der DB-Fernverkehr im Gastrobereich, seit 33 Jahren. Jetzt wird es aber mal Zeit, dass wir wirklich eine Lohnerhöhung kriegen. Wir schlafen außerhalb, wir haben unregelmäßigen Schichtdienst und unsere Knochen sind irgendwann wirklich kaputt.«
Jörg Homuth, DB-Angestellter
»Wir sind jetzt im fünften Jahr in Folge, indem die tatsächlichen Reallöhne sinken. Wir kommen einfach nicht mehr über die Runden mit dem Geld.«
Dennis Nickel, Baustellenservice DB
»Wir haben im letzten Jahr Anrufe bekommen von Kollegen, die haben geweint am Telefon, die haben es nicht mehr geschafft, die konnten es sich nicht mehr leisten, auf die Baustelle zu fahren. Und da bin ich sauer, dass so etwas in so einem Konzern wie der Bahn möglich ist, dass die Leute so runtergedrückt werden mit dem Lohn.«
»Zwei DGB-Gewerkschaften, Seite an Seite, gegen das Diktat der Arbeitgeber.«
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten streiken Ver.di und die Bahngewerkschaft EVG gemeinsam für mehr Lohn. Eine Forderung: 500 Euro für die unteren Gehaltsgruppen im öffentlichen Dienst, 650 Euro für die Bahnbeschäftigten.
»Was ist vernünftig?«
»650!«
Und um das zu erreichen, legen pünktlich zur Dritten und vorerst letzten Verhandlungsrunde viele Beschäftigte die Arbeit nieder. Das trifft besonders den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. In weiten Teilen Deutschlands ging nichts mehr.
Gert Wobito, Flugreisender
»Ich finde, dass das einfach überzogen ist, hier so eine Art Generalstreik zu machen, im öffentlichen Bereich, wo die meisten ja von unseren Steuergeldern bezahlt werden. Und das finde ich einfach nicht okay.«
Pia Quad, Bahnreisende
»Wir sind schon sehr davon beeinträchtigt, mussten unsere Route komplett umstellen auf den Bus und sind jetzt auch deutlich länger unterwegs. Aber ich finde es angebracht und wichtig und deswegen ist alles gut.«
Christian Edenhausen, Bahnreisender
»Und ja, zum Streik selber kann ich nicht viel sagen. Ich weiß nicht, was die Leute verdienen, also anscheinend zu wenig.«
Zurück in Hamburg. Auch einige kleinere Berufsgruppen wie die Lotsenversetzer legen erstmals gemeinschaftlich die Arbeit nieder. Ohne sie kommen Schiffslotsen nicht an Bord großer Schiffe, um diese sicher in den Hafen zu bringen. Das bedeutet: Container- und Kreuzfahrtschiffe können nicht anlegen.
Lars Bollhorn, Lotsenversetzer
»Wir haben es geschafft, den Hamburger Hafen komplett lahmzulegen, das haben wir nur geschafft, weil die Leute hinter uns stehen, weil ihr uns immer den Rücken gestärkt habt. Und ich weiß nicht, ob unsere Chefs nicht rechnen können, aber die haben Millionen grade verbraten, weil der Hafen gestanden hat. Die können sie uns doch einfach auf unsre Gehälter überweisen. Fertig ist die Maus.«
Lars Bollhorn, Lotsenversetzer
»Ich bin auch junger Familienvater. Davon haben wir momentan sehr viele bei uns im Lotsenversetzdienst. Und wir leben ja nun mal momentan in sehr unsicheren Zeiten und wissen auch nicht, wie es nun weitergeht. Auch nächstes Jahr kann das Ganze vielleicht noch mal schlimmer werden. Und da bringen uns auch die Einmalzahlungen, die die Arbeitgeber oft mit hineinbringen in die Verhandlungen, die bringen uns einfach gar nichts. Also das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen halt auf jeden Fall monatlich mehr Geld in der Tasche.«
Die Gewerkschaften sind mit dem heutigen Streiktag zufrieden. Ob es zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommt, hängt jetzt von den Verhandlungen ab, die noch bis Mittwoch laufen sollen