Bei vollem Lohn IG-Metall-Verhandler will Viertagewoche durchsetzen

IG-Metall-Fahne (Aufnahme von 2021)
Foto: Daniel Bockwoldt / dpaDer Verhandlungsführer der Gewerkschaft IG-Metall in der nordwestdeutschen Stahlindustrie will mit der Forderung nach Einführung der Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich in die kommende Tarifrunde gehen. »Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen«, sagte Knut Giesler der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« (WAZ).
Der Übergang zur Viertagewoche wäre seiner Meinung nach ein großer Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit der Beschäftigten. In der nordwestdeutschen Stahlindustrie mit den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Bremen wird in aller Regel der Pilotabschluss für die gesamte Branche erzielt.
Angst vor Jobabbau?
Die bisherigen Rückmeldungen aus den Stahlbelegschaften dazu seien ausgesprochen positiv, sagte Giesler. Gleichzeitig würde die Viertagewoche die Stahlindustrie nach seiner Einschätzung attraktiver für junge Menschen machen, die beim Umbau der kohlebasierten Schwerindustrie hin zu grünem Stahl in den kommenden Jahren dringend benötigt würden. Zugleich sei die Viertagewoche auch eine Möglichkeit, die im Zuge des grünen Umbaus der Stahlindustrie zu erwartenden Arbeitsplatzverluste zu verhindern.
Konkret schwebt Giesler dem Bericht zufolge für die Einführung der Viertagewoche in der Stahlindustrie die Senkung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden vor, bei vollem Lohnausgleich. Dies sei in der Verwaltung und im Zweischichtbetrieb allerdings deutlich einfacher umzusetzen als im Dreischichtbetrieb.
Die IG Metall geht der Zeitung zufolge davon aus, dass diese Reduzierung eine längere Zeit, womöglich mehrere Jahre, in Anspruch nehmen wird – auch, um die Arbeitgeber bei der Umstellung der Dienst- und Schichtpläne nicht zu überfordern. »Wir brauchen hier längere Einschleichzeiten«, sagte Giesler.
Die Forderung nach einer Viertagewoche ist nicht neu. Das erste Mal wurde sie Anfang der Neunzigerjahre erhoben, als Reaktion auf einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung. Damals wurde die Initiative vor allen Dingen damit motiviert, knappe Arbeitsplätze besser auf mehr Menschen aufzuteilen. Viele Ökonomen argumentierten dagegen, eingesetzte Arbeitszeit sei keine unveränderliche Menge, die sich beliebig aufteilen lasse. Sie sprechen in dem Zusammenhang auch von einer »Lump of Labour Fallacy« (eine englische Erklärung des Phänomens finden Sie bei Wikipedia ).