Teure Energie Netzagentur wirft Stromversorgern Preistreiberei vor

Stromnetz: Preiserhöhungen ungerechtfertigt?
Foto: A3528 Armin Weigel/ dpaEssen - Die Welle von Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel ist aus Sicht von Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth ungerechtfertigt. Die Stromkonzerne könnten die Preise sogar senken, schrieb Kurth in Unterlagen, die für eine Sitzung mit den Beiratsmitgliedern der Agentur bestimmt waren, aus dem die "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" zitiert. Die Bundesnetzagentur bestätigte SPIEGEL ONLINE die Richtigkeit der Angaben.
Die Stromkonzerne begründen den Preisanstieg für die Kunden im Wesentlichen mit der Erhöhung der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebenen Umlage im kommenden Jahr. Das sei sachlich nicht gerechtfertigt, erklärte Kurth: Die Vermarktung zunehmend größer werdender Mengen erneuerbarer Energien wirke sich senkend auf die Großhandelspreise aus.
Den Konzernen verblieben bei einem durchschnittlichen Strompreis von 23,42 Cent pro Kilowattstunde abzüglich Steuern, Abgaben und Netzentgelten 8,11 Cent, erläuterte Kurth. Bei Energiebeschaffungskosten von rund fünf Cent pro Kilowattstunde, die angesichts der aktuellen Börsenpreise jedem Versorger möglich seien, blieben also rund drei Cent Spielraum für Preissenkungen.
Auch Verbraucherschützer bezweifeln, dass eine Weitergabe der gestiegenen EEG-Umlage durch die Versorger wirklich angemessen ist. Sie verweisen darauf, dass die Großhandelspreise für Strom seit geraumer Zeit deutlich gesunken sind und es an der Zeit sei, dass die Konzerne diesen Einkaufsvorteil an die Verbraucher weitergäben.
Über 25 Millionen Haushalte in Deutschland müssen künftig mehr für den Strom zahlen. Laut einem am Montag veröffentlichten Marktüberblick des Verbraucherportals Check24.de haben mehr als 400 der rund 970 Stromversorger in der Bundesrepublik für Dezember oder Januar Preiserhöhungen angekündigt. Im Schnitt verteuert sich der Strom um 7,1 Prozent. Im Einzelfall erreichen die Preiserhöhungen demnach sogar über 19,8 Prozent.
Dies bedeute für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden Mehrkosten von 83 Euro im Jahr, berichteten die Experten. Matthias Kurth empfahl den Verbrauchern, die Preise am Markt zu vergleichen und gegebenenfalls den Versorger zu wechseln.
Die Preispolitik der Konzerne ist sehr unterschiedlich. So kündigte der Energieversorger RWE an, er werde die Mehrbelastung durch die EEG-Umlage nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben. Als Begründung nannte er die gesunkenen Strombeschaffungskosten und den gestiegenen Wettbewerb. Konkurrent EnBW verteuert dagegen den Strom um 9,5 Prozent.