Trucker-Mangel nicht behoben Britische Tankstellen sind weiter auf Armeefahrer angewiesen

Britischer Tankstellenkunde
Foto: Frank Augstein / APAuch fast zwei Monate nach ihrem ersten Einsatz helfen britische Soldaten weiterhin bei der Belieferung von Tankstellen. Landesweit seien nach Recherchen der Nachrichtenagentur dpa weiterhin 210 Kräfte im Einsatz. Damit hat sich die Zahl der eingesetzten Armeeangehörigen seit Beginn der »Operation Escalin« nicht verringert.
Auch ein Ende ist nicht absehbar. Der Einsatz werde vermutlich noch etwa einen Monat fortgesetzt und regelmäßig überprüft, hieß es weiter.
Das Militär hilft seit dem 4. Oktober aus. Hintergrund ist der eklatante Mangel an Lastwagenfahrern, der vor allem in London und Südostengland tagelang zu zahlreichen leeren Zapfsäulen geführt hatte. Hamster- und Panikkäufe spitzten die Lage zu, es kam vereinzelt zu Schlägereien zwischen Wartenden. Einige Tankstellen rationierten den Verkauf von Treibstoffen. Zwar ist die Versorgungslage längst wieder im Griff, es gibt keine Schlangen an Tankstellen mehr. Allerdings fehlen nach wie vor Lkw-Fahrer. Deshalb werde es in der Vorweihnachtszeit einige Produkte nicht geben, hatten Verbände gewarnt.
Kostenpunkt: 33 Euro pro Stunde
Die Militäroperation war ursprünglich für einen sogenannten No-Deal-Brexit geplant worden – also einen Austritt aus der EU ohne Handelspakt mit Brüssel. Die Soldaten wurden von einer auf Kraftstofflogistik spezialisierten Firma geschult und von privaten Unternehmen eingesetzt. Das ist nicht kostenlos: Eine Arbeitsstunde kostet seit Ende Oktober 28,51 Pfund (etwa 33,70 Euro). Auch in Deutschland und vielen anderen Ländern werden Lastwagenfahrer händeringend gesucht. Allerdings haben härtere Einwanderungsregeln nach dem Brexit die Lage im Vereinigten Königreich verschärft.
Der Mangel wirkt sich auf weite Teile des öffentlichen Lebens in Großbritannien aus. Anders als in betroffenen EU-Staaten sind immer wieder Produkte nicht zu bekommen, Supermarktregale bleiben leer. Mittlerweile bieten Handelsketten hohe Löhne für Lastwagenfahrer. Das trifft andere Branchen: Wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten wechseln Busfahrer zu Speditionen und sorgen damit wiederum für Engpässe im öffentlichen Nahverkehr.
Unter dem Eindruck leerer Zapfsäulen und langer Schlangen vor Tankstellen genehmigte die britische Regierung schließlich Arbeitsvisa für bis zu 5000 ausländische Fahrer. Auf Anfrage wollte die Regierung nicht mitteilen, wie viele Menschen von der Regelung bisher Gebrauch gemacht haben. Britischen Medienberichten zufolge ist das Interesse aber äußerst gering.