Aktien-Wetten gegen Konzerne Kasse machen, wenn Trump twittert

Wenn Donald Trump per Twitter auf Boeing oder Toyota losgeht, fallen deren Kurse. Ein US-Start-up hat einen Algorithmus entwickelt, der aus diesem Mechanismus Geld macht.
The Trump and Dump Bot

The Trump and Dump Bot

Foto: T3

US-Präsident Donald Trump hat mit seinen wütenden Tweets bereits die Aktienkurse mehrerer Konzerne kurzfristig einknicken lassen. Die US-Technologie- und Marketingfirma T3 hat darauf reagiert und ein Programm namens "Trump & Dump" (etwa "Trump & Abstoßen") entwickelt, das die Äußerungen Trumps im Kurzbotschaftendienst Twitter zu börsennotierten Firmen in Sekundenschnelle analysiert und je nach Inhalt Aktien der betroffenen Unternehmen automatisch abstößt oder kauft.

"Alle fragen sich, wie sie mit der Unvorhersehbarkeit von Trumps Tweets umgehen sollten", sagte T3-Chef Ben Gaddis. "Trump & Dump" soll es Anlegern ermöglichen, vor anderen Spekulanten darauf zu reagieren, wenn Trump mal wieder eine Firma aufs Korn nimmt, weil sie etwa im benachbarten Mexiko produziert.

Laut Firmenangaben analysiert das Programm in Sekundenbruchteilen, ob in einem Trump-Tweet ein börsennotiertes Unternehmen erwähnt wird und ob es sich um einen negativen Kontext handelt. Über eine elektronische Handelsplattform platziere der Bot dann eine Art Wette darauf, dass der Kurs sinken werde. Solche Transaktionen werden als Leerverkäufe oder Short-Wette bezeichnet.

So funktioniert ein Leerverkauf: Die sogenannten "Shortseller" leihen sich bei anderen Marktteilnehmern Aktien, um diese sofort wieder zu verkaufen. Sinkt der Aktienkurs wie geplant, können die Leerverkäufer die Titel später zu einem günstigeren Kurs zurückkaufen und dem Verleiher zurückgeben. Die Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem gesunkenen Kaufpreis streicht der Leerverkäufer als Profit ein.

Einsatz auch von Profihändlern

Leerverkäufe sind hochspekulativ. Dabei sind hohe Gewinne möglich, falls der Kurs sinkt zwischen dem Zeitpunkt des Leerverkaufs und dem Zeitpunkt, zu dem die Aktie bereit gestellt werden muss. Steigt er hingegen, schließt der Händler die Transaktion mit einem Verlust ab.

Wie die "Washington Post" unter Verweis auf Analystenkreise berichtet, setzen offenbar auch andere Händler ähnliche Algorithmen ein. Techniken des automatisierten Handels werden seit einiger Zeit immer häufiger eingesetzt (mehr Hintergrund auf Wikipedia ). Entscheidend für den Erfolg solcher Modelle ist auch, wie schnell ein Handel tatsächlich abgewickelt werden kann.

Die im texanischen Austin ansässige Firma T3 gibt an, die Plattform E-Trade.com einzusetzen. Sie wirbt damit, Transaktionen innerhalb von zwei Sekunden auszuführen.

T3 hat erklärt, bislang mit dem Bot zweimal "große Gewinne" und einmal einen "kleinen" Verlust gemacht zu haben. Die Gewinne spendete T3 an die Amerikanische Gesellschaft für die Verhinderung von Grausamkeit gegen Tiere (ASPCA). "Wenn Trump jetzt also twittert, retten wir einen Hundewelpen", heißt es in einem Firmenvideo.

beb/AFP

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten