Vergeltungsaktion Türkei erhöht Einfuhrzölle auf US-Produkte

Im Streit mit den USA setzt die Türkei auf Vergeltung: Die Regierung in Ankara kündigte die Erhöhung von Zöllen auf US-Importe wie Fahrzeuge und Reis an. Aus Washington kommen bereits neue Drohungen.
Containerschiff auf dem Bosporus

Containerschiff auf dem Bosporus

Foto: MURAD SEZER/ REUTERS

Betroffen sind Fahrzeuge, Alkoholika, Tabak, Kosmetika, Reis und Kohle: Die Türkei hat im Streit mit den USA die Einfuhrzölle auf bestimmte US-Produkte drastisch erhöht. Präsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichnete ein Dekret, wonach bei Autos der Zoll um 120 Prozent angehoben wird. Bei alkoholischen Getränken sind es 140 Prozent und bei Tabak 60 Prozent, berichtete die "Resmi Gazete", das Amtsblatt der Türkei.

Bereits am Dienstag hatte Erdogan als Reaktion auf eine Anhebung der Zölle durch die USA Maßnahmen gegen den US-Konzern Apple angekündigt. "Wir werden einen Boykott über elektronische Produkte aus den USA verhängen", sagte er. Zusätzliche Zölle auf elektronische Geräte oder ein Einfuhrverbot fanden sich in der nun veröffentlichten Liste aber nicht.

Die nun verkündeten Zollerhöhungen seien "Vergeltung für die bewussten wirtschaftlichen Angriffe der Vereinigten Staaten", hieß es. Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump die Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei verdoppelt.

Das Verhältnis zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA ist wegen verschiedener Themen angespannt. Der Fall des US-Pastors Andrew Brunson ließ den Streit eskalieren. Der Pastor einer evangelikalen Kirche in Izmir, war 2016 unter Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden. Ende Juli wurde der 50-Jährige wegen Gesundheitsproblemen in den Hausarrest entlassen. Ihm werden Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und zur Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen. Diesen wiederum macht die Regierung in Ankara für den Putschversuch 2016 verantwortlich.

Die USA drohen mit weiterem wirtschaftlichen Druck, sollte Brunson länger festgehalten werden. Sollte sich hier in den kommenden Tagen oder in der nächsten Woche nichts ändern, würden die USA zusätzliche Maßnahmen einleiten, sagte ein Vertreter des US-Präsidialamtes der Nachrichtenagentur Reuters.

Video zur Wirtschafts krise: "Der Hauptverantwortliche ist Erdogan"

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Die US-Regierung wies jedoch den Vorwurf zurück, für die Wirtschaftskrise in der Türkei verantwortlich zu sein. "Die wirtschaftlichen Probleme haben nicht erst begonnen, als wir am 1. August dieses Jahres Sanktionen gegen zwei Personen verhängt haben", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert.

Die USA hatten am 1. August wegen des Falls Brunson Sanktionen gegen zwei Regierungsmitglieder der Türkei verhängt. Nachdem US-Präsident Trump dann vergangene Woche die Zollerhöhung bei Stahl und Aluminium verkündet hatte, hatte sich die Krise in der Türkei mit einem Kurssturz der Landeswährung Lira verschärft. Der türkische Präsident Erdogan sprach angesichts der wirtschaftlichen Probleme mehrfach von einer Verschwörung gegen das Land.

mmq/Reuters/dpa/AP
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