Lira-Krise Erdogan ernennt sich zum Chef des türkischen Staatsfonds

Recep Tayyip Erdogan
Foto: Umit Bektas/ REUTERSDer türkische Staatsfonds war erst im August 2016 eingerichtet und im Februar 2017 mit mehreren Dutzend Milliarden Dollar dotiert worden, um große Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Nun hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst zum Chef des milliardenschweren Fonds ernannt. Seinen Finanzminister und Schwiegersohn Berat Albayrak ernannte er zum Vizepräsidenten. Das ging aus einem veröffentlichten Dekret hervor.
An den Fonds wurden unter anderem die Vermögenswerte der staatlichen Ziraat Bank sowie die staatlichen Anteile an der Fluggesellschaft Turkish Airlines übertragen.
Türkei: Mitten in der Wirtschafts- und Währungskrise
Die Reorganisation des Fonds erfolgt inmitten einer schweren Währungskrise , die auch auf die Realwirtschaft überzugreifen droht. Die Talfahrt der Lira ist besonders für Unternehmen bedrohlich, die hohe Schulden in ausländischen Währungen haben. Durch den Wertverfall der Lira wird es für Firmen deutlich schwieriger, diese Schulden zu bedienen. Ökonomen verweisen schon länger auf das Risiko dieses vom Ausland finanzierten Wachstums.
Die türkische Zentralbank entscheidet bei einer Sitzung am Donnerstag über die Leitzinsen. Ökonomen dringen auf eine deutliche Zinserhöhung, um dem Verfall der Währung und dem Anstieg der Inflation zu begegnen, die zuletzt 18 Prozent erreichte. Erdogan ist aber strikt dagegen, da er Zinsen als "Instrument der Ausbeutung" betrachtet. Nachdem er im Juli seine Kontrolle über die Zentralbank verstärkt hat, gibt es erhebliche Zweifel an deren Unabhängigkeit.