Steuerhinterziehung Gericht verurteilt Uli Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Haft

München - Uli Hoeneß ist zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Das Landgericht München sprach den Präsidenten des FC Bayern München am Donnerstag wegen Steuerhinterziehung schuldig. Die Strafbefreiung durch eine Selbstanzeige stufte das Gericht als ungültig ein (die Ereignisse im Liveticker hier).
Hoeneß nahm das Urteil weitgehend regungslos zur Kenntnis. Sein Anwalt kündigte bereits Widerspruch gegen die Entscheidung an. "Wir werden das Urteil natürlich mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen", sagte Hanns Feigen. Die Staatsanwaltschaft hielt sich den Einsatz von Rechtsmitteln gegen das Urteil vorerst offen. Sie werde "ab morgen noch mal die Urteilsgründe untersuchen" und dann entscheiden, ob sie ebenfalls in Revision gehen werde oder nicht, sagte Ken Heidenreich, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nächste Instanz für die Revision ist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.
Mit den vorgelegten Unterlagen hätte keine vollständige Selbstanzeige erstattet werden können, hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl zur Begründung des Urteils gesagt. Das Gericht sei deshalb zum Ergebnis gekommen, dass die Selbstanzeige unwirksam sei und nicht strafbefreiend wirken könne.
Am vierten und letzten Verhandlungstag hatte es keine weiteren Beweisanträge gegeben. Das Verfahren konnte damit gleich mit den Plädoyers fortgesetzt werden. Die Staatsanwaltschaft plädierte wegen eines besonders schweren Falls von Steuerhinterziehung für eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Die Anklage forderte höchstens eine Bewährungsstrafe, sollte das Gericht die Selbstanzeige als unwirksam erachten. Selbst Verteidiger Feigen räumte jedoch "formale Mängel" ein. "Die Situation war hektisch", sagte er, "man hätte die Anzeige vollständig machen können."
Hoeneß hatte auf ein Schlusswort verzichtet. "Ich habe dem Vortrag von meinem Verteidiger nichts hinzuzufügen. Er hat alles gesagt, was ich nicht besser hätte formulieren können", sagte er.
Hoeneß muss vorerst nicht in Haft
Der 62-Jährige hatte die Selbstanzeige am 17. Januar 2013 wegen unversteuerter Erträge in der Schweiz erstattet. Bereits kurz danach stufte die Staatsanwaltschaft die Anzeige aber als unwirksam ein und leitete ein Verfahren ein. Im Prozess stellte sich heraus, dass Hoeneß statt der angeklagten 3,5 Millionen Euro sogar 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzog. Hoeneß muss die hinterzogenen Steuern nachzahlen, eine zusätzliche Geldstrafe verhängte das Gericht jedoch nicht.
Hoeneß werde auch nach seiner Verurteilung vorerst nicht in Haft genommen, teilte Gerichtssprecherin Andrea Titz mit. Der Haftbefehl werde in bestehender Form aufrechterhalten und bleibe außer Vollzug. Ins Gefängnis muss Hoeneß erst, wenn es ein rechtsgültiges Urteil gibt. Er hat eine Woche Zeit, um formlos Revision zu beantragen. Tut er das, wird ihm das Urteil in Schriftform zugestellt. Danach hätte Hoeneß wiederum vier Wochen Zeit, die Revision zu begründen.
Der FC Bayern München wollte sich zum Urteil gegen Präsident Uli Hoeneß nicht äußern. Vom Aufsichtsrat des Vereins ist dagegen im Laufe des Tages laut Mediendirektor Markus Hörwick eine kurze schriftliche Erklärung zu erwarten. In der Fußball-Bundesliga regte sich Mitleid, Politiker von SPD und Grünen lobten dagegen den Richterspruch (die Reaktionen im Überblick hier).
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Kurze Beratung, dann das Urteil: Kein Prominentenbonus für Uli Hoeneß. Er muss wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen für drei Jahre und sechs Monate in Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig - seine Verteidiger wollen vor den Bundesgerichtshof ziehen.
Vor dem Justizpalast in München protestieren nun Fans gegen das Urteil.
Begleitet wird Hoeneß auch am vierten Verhandlungstag von seinem Anwalt Hanns Feigen. Hoeneß hatte bereits am ersten Prozesstag gestanden, über ein Konto in der Schweiz Steuern hinterzogen zu haben. Anfang 2013 hatte er deshalb Selbstanzeige erstattet. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Fall publik. Die Verteidigung forderte, das Verfahren einzustellen oder die Strafe zur Bewährung auszusetzen.
Richter Rupert Heindl fällte das Urteil.
Gerichtssprecherin Andrea Titz sagte später über die Begründung des Urteils: "Es handelt sich nicht um eine knapp gescheiterte Selbstanzeige." Die Unterlagen, die Hoeneß zur Verfügung gestellt hatte, hätten nicht ausgereicht. Zudem sei er getrieben gewesen von der Angst vor der Entdeckung. Hoeneß habe "auf Zeit gespielt".
Viel Unterstützung für Uli Hoeneß vor dem Justizpalast - aber in den Sozialen Medien online gibt es auch viel Häme.
Staatsanwalt Achim von Engel bezeichnete die Selbstanzeige als "schnell zusammengebastelt" und "Schnellschuss". Vielmehr habe Hoeneß mit "grobem Eigenutz" gehandelt.
Hoeneß auf dem Weg zur Anklagebank: Nachdem zunächst von 3,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern die Rede war, erhöhte sich diese Zahl in den ersten Prozesstagen auf 27,2 Millionen Euro. Richter Heindl ging schlussendlich von 28,5 Millionen Euro aus.
Das Leid einer Familie: Susanne Hoeneß war mit ihrem Mann im Gerichtssaal, an jedem einzelnen Tag. Wird das Urteil rechtskräftig, dann muss sie ihn künftig im Gefängnis besuchen.
Gut gewählt: Der Titel von Peter Bizers Buch über Uli Hoeneß. Denn ein Nachspiel wird es geben. Die Verteidigung will den Fall neu aufrollen lassen, die Staatsanwaltschaft prüft diesen Schritt noch.
Hoeneß ist Aufsichtsratschef beim FC Bayern München. Kann er diesen Posten behalten? Heute hören wir vermutlich nichts Offizielles mehr vom Verein, lediglich eine kurze Mitteilung wurde in Aussicht gestellt. Präsidium, Verwaltungsbeirat und Aufsichtsrat haben aber gerade angekündigt, sich zeitnah zu melden.
Hoeneß mit Anwalt Markus Gotzens: War das ein Hauch von Zuversicht? Noch ist nicht alles vorbei, die Verteidigung hat angekündigt, in Revision zu gehen.
Ein Bild aus besseren Tagen: Im August 1973 nahmen die Spieler der Nationalmannschaft das Lied "Fußball ist unser Leben" auf. Das Bild zeigt (hintere Reihe, von links): Bernd Franke, Gerd Müller, Uli Hoeneß; (vordere Reihe von links): Jupp Heynckes, Jupp Kapellmann und Franz Beckenbauer.
Der Justizplast in München: Hier wurde am Donnerstagnachmittag das Urteil verkündet.
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