Umfrage Aufschwung ist für junge Deutsche nur Fiktion

Deprimierendes Ergebnis einer Umfrage der IG Metall: Die ökonomische Renaissance der Republik kommt bei der jüngeren Generation nicht an. Der Dreiklang ihres Arbeitslebens lautet noch immer: Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs.
Auszubildende: 28 Prozent der Befragten haben bisher nur in befristeteten Jobs gearbeitet

Auszubildende: 28 Prozent der Befragten haben bisher nur in befristeteten Jobs gearbeitet

Foto: A2931 Bernd Weißbrod/ dpa

Frankfurt am Main - Die Wirtschaft boomt wieder. Aber nicht für alle: Junge Menschen profitieren kaum vom Aufschwung. Auch nach der Krise prägen Arbeitsverhältnisse wie Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs die Lebens- und Arbeitssituationen junger Arbeitnehmer - und das sogar mit zunehmender Tendenz. Das ist das Ergebnis einer im September 2010 im Auftrag der IG Metall durchgeführten repräsentativen Befragung.

"Im wirtschaftlichen Aufschwung werden die Jungen abgehängt und im Erwerbsleben an den Rand gedrängt. Der Aufschwung geht an der jungen Generation vorbei", sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel am Montag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Demnach arbeitet mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Erwerbstätigen unter 25 Jahren in befristeten Jobs. Die Zahlen des Krisenjahres 2009 werden damit laut Studie um neun Prozentpunkte übertroffen. Bei den Erwerbstätigen unter 35 Jahren sind 30 Prozent befristet beschäftigt. "Die Prekarisierung der jungen Generation steigt auf hohem Niveau auch nach der Krise weiter an und wird zu einer entscheidenden strukturellen Erfahrung", sagte Wetzel. Dies zeige sich insbesondere am hohen Anteil befristeter Stellen.

Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der jungen Erwerbstätigen gab bei der Befragung an, im bisherigen Berufsleben nur befristet beschäftigt gewesen zu sein. Ein Fünftel der Beschäftigten unter 35 arbeitet in Teilzeit, obwohl bei der Mehrheit der Wunsch nach einer Vollzeitstelle besteht. Auch der häufig in Aussicht gestellte "Klebeeffekt", wonach Leiharbeit zur Übernahme führt, bleibt laut IG Metall eine Ausnahme und hat sich gegenüber dem Vorjahr noch verschlechtert.

böl/dapd
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