Umfrage Banker haben Angst vor Überregulierung

Ein gutes Jahr nach der Lehman-Pleite sorgt sich die Bankwelt um eine mögliche Einmischung in ihre Geschäfte. Kein Thema treibt Banker nach einer Umfrage derzeit so um, wie die befürchteten Regulierungen und Vorgaben von Seiten der Politik.
Bankenskyline in Frankfurt: Politischer Einfluss wird als Bedrohung wahrgenommen

Bankenskyline in Frankfurt: Politischer Einfluss wird als Bedrohung wahrgenommen

Foto: Ralph Orlowski/ Getty Images

Frankfurt am Main - "Politische Interventionen" wurden laut der Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC unter rund 440 Branchenexperten - davon mehr als 60 Prozent Banker - als Risikofaktor Nummer eins für die Branche genannt. Auf Rang drei auf dem am Montag veröffentlichten "Banking-Banana-Skins-Index" folgt die Angst vor einer Überregulierung der Branche. Die Befragten seien nicht rundweg gegen politisch motivierte Eingriffe in ihr Geschäft, deutet Finanzexperte Markus Burghardt von PwC die Studie. "Aus Sicht vieler Banker ist die Haltung der Politik gegenüber dem Finanzsektor jedoch zu intransparent und teils auch widersprüchlich."

So sähen viele Befragte einen Konflikt zwischen der politischen Forderung nach einer Ausweitung der Kreditvergabe an Unternehmen und der angestrebten Stärkung des Eigenkapitals der Banken. Eng mit den politischen Sorgen verbunden sei die Regulierung der Banken, die nach der Weltfinanzkrise nicht zuletzt von den wichtigsten Wirtschaftsnationen gefordert werde. Die bestehenden Unsicherheiten müssten so schnell wie möglich ausgeräumt werden, hieß es.

Auf Rang zwei auf der Sorgenskala folgen aus Sicht der Banker die Kreditrisiken. "Nach Einschätzung einiger Befragter ist die Finanzkrise im Kreditgeschäft noch längst nicht vorbei. Insbesondere bei Immobilien- und Verbraucherkrediten befürchten viele Experten größere Zahlungsausfälle", erklärte Burghardt.

Die Risiken im Bankgeschäft insgesamt sind nach Einschätzung der Befragten derzeit so hoch wie noch nie. Nur neun Prozent sind der Ansicht, dass die Banken gut auf die Gefahren vorbereitet sind, während elf Prozent den Instituten eine schwache Verfassung attestieren. In der letzten Umfrage von 2008 sahen noch 24 Prozent die Banken gut aufgestellt. Die Furcht vor einer Liquiditätsklemme ist dagegen vom ersten auf den fünften Rang zurückgefallen. Unmittelbar dahinter rangiert nun die mangelnde Verfügbarkeit von Kapital, die vor zwei Jahren keine Rolle gespielt hatte.

Sehr unterschiedlich hatten am Wochenende Banker auf die in den USA anstehenden staatlichen Eingriffe reagiert. Commerzbank-Chef Martin Blessing begrüßte die Pläne von US-Präsident Barack Obama zur Begrenzung riskanter Bankgeschäfte. "Ich denke, die Grundidee ist vernünftig", sagte Blessing der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Für eine abschließende Beurteilung seien allerdings noch mehr Details nötig. Kritik dagegen kam vom Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber.

Weber sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zufolge, die von Obama geplante Trennung des klassischen Kundengeschäfts vom Investment Banking sei nicht der richtige Ansatz, um einen erneuten Finanzkollaps zu vermeiden. Die Krise habe Banken von ganz unterschiedlicher Größe und mit ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen erfasst.

mik/Reuters/apn
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