Umfrage Mecker-Deutsche zweifeln an sozialer Marktwirtschaft

Die Schuldenkrise spüren die Deutschen bisher kaum. Dennoch sind sie unzufrieden. Laut einer ARD-Umfrage sagen fast drei Viertel der Bundesbürger, die soziale Marktwirtschaft funktioniere nicht mehr so wie früher. Zugleich sehen sie die bestehende Wirtschaftsordnung aber als Stabilitätsfaktor.
Bauarbeiter in Berlin: Unzufriedenheit mit der Wirtschaftsordnung in Deutschland

Bauarbeiter in Berlin: Unzufriedenheit mit der Wirtschaftsordnung in Deutschland

Foto: dapd

Hamburg - In der Euro-Zone wirkt Deutschland wie eine Insel der Seligen: Der Jobmarkt ist stabil wie nie, die Firmen schauen trotz Schuldenkrise optimistisch in die Zukunft, und Volkswirte sagen der Bundesrepublik trotz weltweitem Abschwung im laufenden Jahr Wachstum voraus. Dennoch ist die Hälfte der Deutschen laut ARD-Deutschlandtrend mit der Wirtschaftsordnung in Deutschland unzufrieden.

Während 49 Prozent der Bürger insgesamt mit dem Funktionieren der sozialen Marktwirtschaft zufrieden sind, vertreten 50 Prozent die gegenteilige Ansicht. 51 Prozent sagten sogar, die Wirtschaftsordnung müsse grundlegend verändert werden. 73 Prozent gaben an, die soziale Marktwirtschaft "funktioniert nicht mehr so wie früher". Die Bürger kritisieren vor allem die soziale Ungleichheit. 77 Prozent monierten, die soziale Marktwirtschaft mache die Reichen reicher und die Armen ärmer.

Allerdings sehen die meisten Befragten keine Alternative zur aktuellen Wirtschaftsordnung. 65 Prozent gaben an, dass die soziale Marktwirtschaft "für Deutschland immer noch am besten" sei. Und zwei Drittel der Befragten waren sogar der Ansicht, die soziale Marktwirtschaft sei "maßgeblich für die derzeit gute wirtschaftliche Lage in Deutschland".

Laut der Umfrage des Instituts Infratest dimap misstraut der Großteil der Deutschen aber der bisher stabilen Wirtschaftslage. 79 Prozent befürchten demnach, "der schlimmste Teil der Euro- und Schuldenkrise steht uns noch bevor". Im Dezember hatten dies aber noch 84 Prozent angegeben. 51 Prozent sagten, "ich mache mir Sorgen um meine persönliche wirtschaftliche Zukunft".

Dass sie selbst vom aktuellen Wachstum in Deutschland profitieren, sehen nur 25 Prozent der mehr als tausend Befragten. Andererseits sehen sich aber auch zwei Drittel der Deutschen von der aktuellen Schulden- und Wirtschaftskrise nicht persönlich betroffen.

Merkel gewinnt trotz Krise an Popularität

Interessant ist: Zwar zweifeln die Bürger an der sozialen Marktwirtschaft, doch auf die Popularität der Kanzlerin wirkt sich das nicht aus. Angela Merkel ist im Ansehen der Deutschen auf den höchsten Wert seit zwei Jahren gestiegen. 61 Prozent finden demnach, dass sie in der Euro-Krise "richtig und entschlossen gehandelt" habe.

So befürworten die Bürger laut der Umfrage auch einen strengen Umgang mit Griechenland. 73 Prozent sagten, der Vorschlag zur Beaufsichtigung des griechischen Haushalts durch einen "EU-Sparkommissar" gehe in die richtige Richtung. 72 Prozent sprachen sich für ein Konjunkturprogramm für die griechische Wirtschaft aus.

Einen Verzicht der EU-Länder auf die Rückzahlung griechischer Schulden würden nur 30 Prozent der Befragten unterstützen. Nur ein Viertel der Bürger befürwortet weitere Bürgschaften der starken EU-Länder für Griechenland.

mmq/dpa/AFP
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