Unicef-Bericht Wo Kinder am besten leben

In vielen Industriestaaten wächst die Kluft zwischen Armen und Reichen, besonders stark sind Familien betroffen. Ein neuer Unicef-Bericht zeigt, wo Kinder am schlechtesten und wo sie am besten leben.
Kindergartenkind

Kindergartenkind

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Die Ungleichheit zwischen Kindern ist in vielen Industrieländern gewachsen. Bei der Gesundheit, Lesekompetenz oder Lebenszufriedenheit bleiben Kinder vom unteren Rand der Gesellschaft in den meisten Ländern weiter hinter dem Durchschnitt zurück, zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Uno-Kinderhilfswerks Unicef . Die Lücke beim verfügbaren Haushaltseinkommen habe sich von 2008 bis 2013 in mehr als der Hälfte der Industriestaaten noch weiter vergrößert.

Am besten im internationalen Vergleich unter 41 Staaten der Europäischen Union und der OECD schneidet Dänemark ab, dort gibt es die geringste Ungleichheit zwischen Kindern, egal welchen Bereich man sich anschaut: Einkommen, Gesundheit oder Lebenszufriedenheit - das skandinavische Land erreicht im Vergleich zu den anderen Staaten stets Toppositionen.

Ganz anders ist die Lage in Israel und der Türkei, die am Ende der Tabelle stehen. Dort leben arme Kinder deutlich schlechter als der Durchschnitt. Deutschland kommt auf Platz 14 und steht mit Griechenland, Ungarn und England im oberen Mittelfeld.

"Einige Länder haben es geschafft, in einigen Bereichen große Fortschritte zu erzielen", sagte der Sozialwissenschaftler Stefan Kühner von der Universität York, der einer der Autoren des Berichts ist. "Im Allgemeinen sind die Veränderungen aber ein bisschen enttäuschend."

In 19 der 41 Ländern haben die Haushalte der ärmsten Kinder weniger als die Hälfte des Einkommens von denen in der Mitte der Einkommensverteilung. Das sei nach der Finanzkrise in vielen Staaten schlechter geworden, sagte Kühner.

In Deutschland sind vor allem im Gesundheitsbereich die Unterschiede deutlich weniger ausgeprägt als in fast allen anderen Industriestaaten. Auch die Einkommensschere klafft weniger breit als in zwei Drittel der anderen Staaten und ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben.

Schlechter schneidet Deutschland in den Bereichen Bildung und der subjektiven Lebenszufriedenheit ab: Hier sind die am stärksten benachteiligten Kinder weiter abgehängt als in vielen Vergleichsländern. Bei der Lesekompetenz konnte die Kluft zwischen den untersten zehn Prozent und dem Mittelwert zwar in den vergangenen Jahren reduziert werden. Trotzdem liegt Deutschland weiter im unteren Drittel, auf Platz 28 von 37 Ländern.

Eine genauere Auswertung zu Kinderarmut in Deutschland hatte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Januar herausgegeben. Dennoch leben 19 Prozent oder 2,47 Millionen aller Mädchen und Jungen in Deutschland in Familien mit so wenig Geld, dass sie als arm oder armutsgefährdet gelten.

Es gibt große regionale Unterschiede: In Bremen ist die Kinderarmut mit einer Quote von mehr als 33 Prozent am höchsten, gefolgt von Sachsen-Anhalt (28,7 Prozent). Im Regierungsbezirk Düsseldorf sind 25,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen. In den Regierungsbezirken Oberbayern, Oberpfalz und Tübingen sind es dagegen rund 9 bis maximal 10,5 Prozent.

jul/dpa/AFP

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