Zwei Billionen Dollar Jahresumsatz Verbrechen lohnt sich
Wien - Wäre die organisierte Kriminalität ein Land, dann stünde sie auf der Liste der zwanzig größten Volkswirtschaften der Welt. Mit Menschenhandel, Drogenschmuggel oder anderen illegalen Geschäften machen die Hintermänner einen Jahresumsatz von 1,6 Billionen Euro - das hat eine Untersuchung der Vereinten Nationen ergeben.
Die für das Jahr 2009 ermittelte Schadenssumme der grenzüberschreitenden Kriminalität entspreche 3,6 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, sagte der Leiter des Uno-Büros zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), Juri Fedotow, in Wien. Allein Menschenhändler kassieren demzufolge jährlich etwa 32 Milliarden Dollar. "Wir müssen anerkennen, dass das Probleme eine globale Lösung verlangt", sagte er am Rande einer Uno-Konferenz zum Thema Kriminalität. "Kein Land kann dieses Problem allein bewältigen."
Die erste globale Studie zu dem Thema basiert auf Zahlen des UNODC und der Weltbank aus dem Jahr 2009. Er habe das Gefühl, die Lage werde stetig schlimmer, sagte Fedotow, auch wenn es bisher keine Vergleichszahlen gebe. Schon jetzt sind die Einzeldaten erschreckend: Der Studie zufolge sind bis zu 2,4 Millionen Menschen weltweit Opfer von Menschenhandel. In den Entwicklungsländern gehen jährlich bis zu 40 Milliarden Dollar durch Korruption verloren, allein die Einkünfte der Menschenhändler summierten sich auf 32 Milliarden Dollar.
Das größte Problem ist demnach, dass es immer schwieriger werde, kriminelle Gruppen zu bekämpfen: Die Banden zeigten eine "beeindruckende Anpassungsfähigkeit" an die Aktionen der Strafverfolgungsbehörden und würden sich leicht neue Ertragschancen erschließen, sagte ein ranghoher US-Beamter bei der Konferenz in Wien. Organisierte Kriminalität habe mit den hierarchisch organisierten familiären Bandenstrukturen der Vergangenheit nichts mehr zu tun, hieß es weiter.
Fedotow bezeichnete die grenzüberschreitende Kriminalität als eine "globale Bedrohung für die Gesundheit, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung der Welt". Dadurch könne das Erreichen der Millennium-Entwicklungsziele der Uno bis 2015 verhindert werden.