Unsichere Beschäftigung Zahl der Leiharbeiter steigt auf Rekordhoch

Volkswagen-Mitarbeiterin in Wolfsburg: Wenige Leiharbeiter werden übernommen
Foto: dapdBerlin - Airbus, Volkswagen , BMW - es gibt heute kaum einen Konzern in Deutschland, der ohne Leiharbeiter auskommt. Entsprechend stark ist die Zahl der Beschäftigten dieser Gruppe zuletzt gestiegen. Ende Juni 2011 waren laut Bundesagentur für Arbeit rund 910.000 Zeitarbeiter in 17.400 Verleihbetrieben beschäftigt. Das seien 103.000 oder fast 13 Prozent mehr gewesen als ein Jahr zuvor, meldet die Bundesagentur. Verleihbetriebe vermitteln ihre Angestellten weiter an Firmen wie BMW & Co.
Rund ein Drittel der Leiharbeiter sei als Hilfspersonal tätig gewesen, heißt es in der Analyse der Bundesagentur. "Leiharbeit stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar." Zwei Drittel der im ersten Halbjahr 2011 neu begonnenen Leiharbeitsverträge seien mit Personen abgeschlossen worden, die direkt zuvor keine Beschäftigung ausgeübt hätten. Aktuellere Daten kann die Bundesagentur nicht liefern.
Das Rekordwachstum in der Leiharbeitsbranche geht einher mit dem Beschäftigungsboom auf dem gesamten Erwerbsmarkt in Deutschland. Verglichen mit anderen Hochzeiten des Aufschwungs nahm die Zahl der Leiharbeiter allerdings stärker zu. Die Entwicklung gilt unter Experten als Indiz dafür, dass Zeitarbeit nicht mehr allein dafür genutzt wird, um Auftragsspitzen abzufedern.
Zwar gilt seit Januar 2012 für alle Beschäftigten der Leiharbeitsbranche eine gemeinsame Lohnuntergrenze - sie liegt bei 7,01 Euro in den fünf ostdeutschen Bundesländern und Berlin sowie 7,89 Euro in den übrigen Bundesländern - dennoch ist diese Art der Beschäftigung nach wie vor höchst umstritten. Gewerkschaften kritisieren regelmäßig, dass Leiharbeiter in den Betrieben wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden. So bekommen Zeitarbeiter beispielsweise nach wie vor andere Löhne als die Stammbelegschaft. Versuche der Gewerkschaften, eine gesetzliche "Equal-Pay"-Regelung durchzusetzen, sind in der Vergangenheit gescheitert.
Nun will die IG Metall mit den Arbeitgeberverbänden der Zeitarbeit eigene Tarifverträge abschließen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Sie will erreichen, dass Zeit- oder Leiharbeiter mehr Geld bekommen, als es ihr bisheriger Tarifvertrag mit einem Mindestlohn vorsieht. Die Gewerkschaft will das Thema in der diesjährigen Tarifverhandlung für die Metall- und Elektroindustrie erneut ansprechen.