US-Strafzölle auf Alu und Stahl Deutsche Wirtschaft sorgt sich um Welthandel

Stahlwerk in Duisburg
Foto: Bernd Thissen/ dpaMit seiner angekündigten Verhängung von Strafzöllen gegen Stahl- und Aluminium-Importeure bedroht US-Präsident Donald Trump nach Einschätzung der deutschen Industrie das gesamte Welthandelssystem. "Letztlich könnte das zweifelhafte Berufen auf eine Klausel für die nationale Sicherheit in der WTO das gesamte Welthandelssystem erschüttern", kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben.
"Die Gefahr ist groß, dass andere folgen und das WTO-System zum Nachteil aller weiter ausgehöhlt wird." Die deutsche Wirtschaft sei wie kaum eine andere auf offene Märkte angewiesen, Zölle "kosten die deutsche Wirtschaft Millionen". Trumps Entscheidung führe zu erheblicher Verunsicherung.
US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, sämtliche Stahlimporte der USA mit einem Zoll von 25 Prozent zu belegen. Dem europäischen Stahlverband Eurofer zufolge betrifft das eine Gesamtmenge von 35 Millionen Tonnen im Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar (2017). "Wir erwarten, dass die Zölle die US-Einfuhren um etwa 20 bis 25 Millionen Tonnen beschneiden", sagte Eurofer-Generaldirektor Axel Eggert. Er fürchtet eine Halbierung der Exporte.
Außenminister Gabriel: Exporte und Arbeitsplätze wären betroffen
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, bezeichnet die "Abschottungspolitik der USA" als einen Fehler. "US-Präsident Donald Trump riskiert weltweite Handelskonflikte und eine Spirale des Protektionismus, die am Ende auch amerikanische Jobs kosten werden."
Der Verband der deutschen Maschinenbaubranche VDMA spricht von der Gefahr eines "weltweiten Handelskriegs", zu dem eine "drohende Spirale aus wechselseitigen Strafzöllen" am Ende führen könne. Zudem seien die angekündigten Strafzölle für beide Seiten schädlich, also auch für die US-Wirtschaft. "Denn sie führen einerseits zu höheren Preisen auf dem amerikanischen Markt und senken damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Industrie", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.
Die EU kündigte bereits Vergeltungsmaßnahmen an. "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrie durch unfaire Maßnahmen getroffen wird, die Tausende europäische Arbeitsplätze gefährden", sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. "Die EU wird entschieden und angemessen reagieren, um ihre Interessen zu verteidigen", sagte er ohne ins Detail zu gehen.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte der Funke-Mediengruppe: "Ein solcher weltweiter US-Rundumschlag würde gerade unsere Exporte und Arbeitsplätze mit am Stärksten betreffen." Es müsse alles dafür getan werden, einen internationalen Handelskonflikt zu vermeiden. Er hoffe, dass Trump seine Entscheidung überdenke.
EU-Experten arbeiten derweil bereits seit Monaten an einer Liste mit US-Produkten, die mit zusätzlichen Zöllen belegt werden könnten. Zu ihnen könnten unter anderem Bourbon-Whiskey und Harley-Davidson-Motorräder, aber auch in den USA angebaute Kartoffeln oder Tomaten zählen. Neben Sanktionen dürfte die EU auch mit einer Klage bei der Welthandelsorganisation WTO reagieren.
Auch China kritisiert die geplanten Strafzölle und warnte die USA vor weiteren Schritten dieser Art. "Würden alle Länder dem Beispiel der Vereinigten Staaten folgen, hätte dies zweifellos schwerwiegende Auswirkungen auf den internationalen Handel", sagte eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums. Die USA sollten damit beginnen, "positive Beiträge" zum Welthandel zu leisten.

Martin Wansleben
Foto: DIHK/ Thomas KierokDer Präsident des deutschen Stahlverbandes, Hans Jürgen Kerkhoff, warnte vor "Kaskadeneffekten" für den europäischen Stahlmarkt. Angesichts der geplanten Zölle in den USA würden Exporteure ihre Augen auf den offenen EU-Markt richten, der durch keine Importzölle oder andere Handelshemmnisse beschränkt sei. Daher drohe eine neue Stahlschwemme aus nicht EU-Ländern.