Schnelle Lockerungen US-Arbeitslosigkeit geht trotz Coronakrise deutlich zurück

Auf dem Arbeitsmarkt in den USA geht es trotz voranschreitender Pandemie bergauf. Doch der langfristige Preis, den die Trump-Regierung dafür zahlt, dürfte hoch sein, kritisierte Joe Biden.
Geschlossenes Geschäft in Philadelphia (Archiv): 4,8 Millionen neue Stellen im Juni

Geschlossenes Geschäft in Philadelphia (Archiv): 4,8 Millionen neue Stellen im Juni

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Matt Rourke/AP/dpa

Die Arbeitslosenquote in den USA ist trotz Coronakrise den zweiten Monat in Folge gesunken. Der in einer Umfrage ermittelte Wert fiel von 13,3 Prozent im Mai auf 11,1 Prozent im Juni. Mehr und mehr Menschen, die durch die Pandemie-Einschränkungen ihren Job verloren hatten, finden nun wieder Arbeit.

Im Juni wurden gut 4,8 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, wie die Regierung mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit drei Millionen gerechnet. Damit hellt sich die Lage am Arbeitsmarkt nach den Entlassungswellen im März und April auf. Dennoch ist der US-Arbeitsmarkt nach Einschätzung der US-Notenbankerin Mary Daly noch weit von der Normalität entfernt: Die Chefin des Fed-Bezirks San Francisco geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote auch gegen Jahresende noch zweistellig sein wird.

Und die schnellen Lockerungen könnten langfristig zu wirtschaftlich noch schlimmeren Folgen führen: Seit etwa einer Woche melden die Behörden in den USA pro Tag rund 40.000 Neuinfektionen - für Mittwoch waren es sogar erstmals mehr als 50.000. Unternehmen wie Apple schlossen vielerorts wieder ihre Läden, auch McDonald's verschob Medienberichten zufolge Pläne zur weiteren Öffnung seiner rund 14.000 Schnellrestaurants in den USA.

"Millionen Amerikaner hätten ihre Jobs noch, wenn Donald Trump seinen Job gemacht hätte"

Ein Zeichen der anhaltenden Schwierigkeiten waren auch die Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe. In einer separaten Mitteilung hieß es, in der Woche bis einschließlich 27. Juni hätten rund 1,4 Millionen erstmals Unterstützung beantragt, etwa so viele wie auch in der Vorwoche. Damit erhalten immer noch rund 20 Millionen Menschen reguläres Arbeitslosengeld.

Hinzu kommt: Die Arbeitslosenquote für Juni beruht auf Daten, die nur bis zur Mitte des Monats erhoben worden waren. Auswirkungen der jüngsten dramatischen Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie spiegelten sich darin deshalb noch nicht wider. In den besonders betroffenen Bundesstaaten im Süden des Landes wie Florida, Texas, Arizona und Kalifornien wurden Lockerungen der Corona-Auflagen zuletzt wieder rückgängig gemacht oder verschoben.

Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hat denn auch die Corona-Politik von US-Präsident Donald Trump für die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. "Millionen Amerikaner hätten ihre Jobs noch, wenn Donald Trump seinen Job gemacht hätte", sagte Biden. Inzwischen habe Trump offenbar "völlig aufgegeben", kritisierte er.

An der Börse ließen die auf den ersten Blick guten Arbeitsmarktdaten die Kurse offenbar dennoch steigen. Trump sprach davon, die Daten hätten "alle Erwartungen übertroffen". Die Wirtschaft erhole sich "schneller und besser" als erwartet. Das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal werde "fantastisch" sein.

Vielleicht lag die gute Stimmung an der Wall Street aber auch daran: Dort herrscht Hoffnung auf die rasche Marktreife eines Coronavirus-Impfstoffes. Am Mittwoch hatten der Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Entwicklungspartner Biontech nach ermutigenden Versuchsergebnissen die nächste Testphase eines Impfstoff-Kandidaten eingeläutet. Die Aktien beider Firmen stiegen um gut zwei und sechs Prozent.

apr/Reuters/dpa
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