Strafzölle Trumps Pläne könnten Tausende Arbeitsplätze kosten

Mit Einfuhrzöllen will Donald Trump die US-Autoindustrie schützen. Eine Studie von Roland Berger rechnet vor, dass ein solcher Schritt zigtausende Arbeitsplätze kosten würde - in den USA.
Auto-Export in Bremerhaven

Auto-Export in Bremerhaven

Foto: dapd

Donald Trump gilt als einer, der seine Ankündigungen in die Tat umsetzt. Entsprechend alarmiert war man in den Vorstandsetagen der deutschen Automobilindustrie, als der US-Präsident die angeblichen Ungerechtigkeiten brandmarkte, die die amerikanischen Hersteller in Europa zu ertragen hätten. Strafzölle sollen das in Zukunft zumindest zum Teil kompensieren, so lauten jedenfalls die Pläne.

Noch versuchen Autobosse und Verbandsvertreter dem Streben entgegenzuwirken. Etwa mit dem Hinweis, dass der Marktanteil von GM und anderen US-Herstellern in Europa 2016 insgesamt 13,6 Prozent erreicht habe, während die europäischen Hersteller umgekehrt gerade einmal auf 7,6 Prozent Marktanteil in den USA kämen. Doch nackte Zahlen, das zeigt die Erfahrung mit der neuen US-Regierung bisher, sind für sich noch nicht zwangsläufig überzeugend.

Nun könnte eine Studie von Roland Berger den Argumenten größere Überzeugungskraft verleihen. Darin legen die Unternehmensberater dar, dass Trumps Pläne große Risiken bergen. "Setzt die amerikanische Regierung ihre Ankündigung um, hohe Einfuhrzölle auf Fahrzeugimporte in die USA zu erheben, würde diese genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie eigentlich beabsichtigt", heißt es in dem Papier.

Herstellungskosten würden um 3300 Dollar steigen

Denn die Zusatzkosten würden vorwiegend bei den US-Verbrauchern landen. Die Nachfrage würde zurückgehen, und die notwendigen Rabatte würden die Gewinnspannen reduzieren. Die Folge: sinkende Einnahmen, sowohl bei den Automobilherstellern als auch bei den Zulieferern. "Am Ende könnten viele Arbeitsplätze auf dem amerikanischen Markt verloren gehen."

"Im besten Fall werden die angekündigten Zölle zum Nullsummenspiel", sagt Studienautor Wolfgang Bernhart. "Wahrscheinlicher sind jedoch ein massiver Druck auf die Margen der Hersteller, sinkende Verkaufszahlen und dadurch ein langfristiger Stellenabbau in der amerikanischen Autoindustrie."

Konkret, so rechnet Bernhart vor, würden die Herstellungskosten für in den USA verkaufte Autos im Schnitt um 3300 Dollar steigen, sollten Zölle tatsächlich eingeführt werden. "Selbst bei Modellen der amerikanischen Hersteller würde der hohe Anteil importierter Komponenten Mehrkosten von durchschnittlich 1500 Dollar verursachen." Bei asiatischen Fahrzeugen betrüge der Aufschlag 2000 Dollar, bei europäischen Modellen 5300 Dollar. Für reine Importeure würden die Kosten sogar um 6400 Dollar pro Fahrzeug steigen. Basis der Kalkulation der Roland-Berger-Experten sind die Geschäftszahlen der Unternehmen aus dem Jahr 2015.

Kleinwagen aus US-Produktion wären Verlustgeschäft

"Durch die zusätzlichen Herstellungskosten würden fast alle Hersteller auf dem amerikanischen Markt Verluste verbuchen", sagt Bernhart voraus. "Selbst amerikanische Hersteller würden in ihrem wichtigen Heimatmarkt viel Gewinn verlieren."

Auch die Hoffnung, dass die geplante Senkung der Einkommensteuer in den USA die Kauflust der Endkunden ankurbeln könnte, sei trügerisch. Die höheren Preise für die Fahrzeuge würden die Steuervorteile eines amerikanischen Durchschnittshaushalts fast komplett auffressen.

Die geplanten protektionistischen Maßnahmen würden somit die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre wieder zurückdrehen: "Die amerikanische Automobilproduktion hat nach langer Durststrecke wieder ihren Höchststand von Anfang der Nullerjahre erreicht", erklärt Bernhart. "Alle großen Hersteller produzieren heute den überwiegenden Teil ihrer Fahrzeuge für den nordamerikanischen Markt in den USA und haben dort viel mehr investiert als in Mexiko oder Kanada." In manchen Fällen, vor allem bei Kleinwagen, sei jedoch eine kostendeckende Produktion nur in Niedriglohnländern wie Mexiko sinnvoll.

Schon der Grundannahme der amerikanischen Regierung, dass die Produktion im Ausland heimische Arbeitsplätze gekostet hat, widerspricht Bernhart. Dass in den neun Jahren vorher - also 2000 bis 2009 - rund 600.000 Arbeitsplätze verloren gegangen sind, habe wenig mit den Verlagerungen nach Mexiko zu tun. "Dort entstanden in derselben Zeit lediglich rund 100.000 neue Jobs."

Den Hauptgrund für den Arbeitsplatzabbau sieht der Roland-Berger-Experte vielmehr in einem Strukturwandel: "Wie in anderen Ländern und Branchen gehen auch in der amerikanischen Automobilindustrie Jobs verloren, weil der Grad der Automation und damit die Produktivität steigt. Daran ändern die geplanten Einfuhrzölle nichts."

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