Trotz Coronapandemie US-Finanzministerin Yellen rechnet für 2022 mit Vollbeschäftigung

US-Finanzministerin Yellen: Rosige Aussichten
Foto: Carolyn Kaster / APWährend die deutsche Regierung im Krisenmodus und in der Lockdown-Planung steckt, spricht die US-Regierung verstärkt über die Aussichten nach Corona. US-Finanzministerin Janet Yellen hat dabei für 2022 eine sehr optimistische Prognose für die US-Wirtschaft gegeben.
Nach der Verabschiedung des 1,9 Billionen Dollar schweren Konjunkturpakets sei sie zuversichtlich, »dass die Menschen die andere Seite dieser Pandemie mit intakten Lebensgrundlagen erreichen werden«, schreibt Yellen in einem Papier für den Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses. »Und ich glaube, sie werden dort von einer wachsenden Wirtschaft empfangen werden. Ich glaube sogar, dass wir im nächsten Jahr eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung erleben werden«, hieß es weiter.
Das Finanzministerium hatte vergangene Woche angekündigt, innerhalb von etwa 60 Tagen mit der Auszahlung der Hilfen aus dem Konjunkturpaket zu beginnen.
Auch Notenbankchef Jerome Powell sagte gegenüber dem Ausschuss, die Erholung schreite schneller voran als allgemein erwartet. Die Haushaltsausgaben hätten zugelegt und der Wohnungssektor habe sogar mehr als zu alter Stärke zurückgefunden.
Die Branchen, die am meisten unter dem Coronavirus gelitten hätten, blieben allerdings schwach, räumte Powell ein. Der Arbeitsmarkt habe das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Laut der US-Notenbank Fed brauchen rund zehn Millionen Amerikaner wieder einen Job.
Powell versprach, die Zentralbank werde alle verfügbaren Instrumente zur Unterstützung der Konjunktur einsetzen. Sie werde sicherstellen, dass die Erholung von dieser schwierigen Phase so robust wie möglich ausfalle.
Die US-Notenbank rechnet für 2021 mit dem kräftigsten Aufschwung seit den Siebzigerjahren, wenn das Hilfsprogramm von US-Präsident Joe Biden den Konsum ankurbelt und die Impfkampagne Wirkung zeigt.
Kleine Firmen könnten massenhaft dichtmachen
Doch trotz der Erholung warnt Fed-Notenbankerin Michelle W. Bowman vor einer massiven Pleitewelle von kleinen Unternehmen im ganzen Land. »Der finanzielle Druck auf viele kleine Unternehmen bleibt groß, und ich bin besorgt, dass eine wachsende Zahl von kleinen Betrieben bereits dauerhaft schließen musste oder am Rande des Scheiterns steht«, sagte Bowman bei einem Wirtschaftstreffen in Oklahoma. Viele Banken hätten ihr gesagt, »dass das Paycheck Protection Program (PPP) und andere fiskalische Maßnahmen diesen finanziellen Druck nur aufgeschoben, aber nicht beseitigt haben.«
Die US-Währungshüter hatten die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus als den einzigen sicheren Weg zur wirtschaftlichen Erholung gesehen und fiskalische Hilfen wie das PPP sowie Kredite an kleine Unternehmen unterstützt. Nach Bowmans Ansicht könnte aus den Beschränkungen nun eine Pleitewelle folgen. »Diese Restriktionen mögen hilfreich gewesen sein, um die Pandemie einzudämmen, aber sie scheinen die Möglichkeiten für kleinere Firmen, ihren Betrieb und ihre Einnahmequellen aufrechtzuerhalten, unverhältnismäßig stark beeinträchtigt zu haben, was zu einem erheblichen Druck auf den Cashflow führte«, sagte Bowman.
Das Hilfsprogramm PPP hatte ursprünglich ein Volumen von 660 Milliarden Dollar und wurde anfangs stark nachgefragt. Es soll kleine und mittlere Firmen in der Krise unterstützen, damit die Unternehmen ihr Personal halten können.
Berichte über weiteres Konjunkturprogramm
US-Präsident Joe Biden will mit dem sogenannten Amerikanischen Rettungsplan den Kampf gegen die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen verstärken und in Not geratenen US-Bürgern und Unternehmen helfen. Das Maßnahmenpaket umfasst unter anderem Schecks in Höhe von 1400 Dollar für Millionen Bürger, Hilfen für Arbeitslose sowie Milliarden für Impfungen und Coronatests.
US-Medien zufolge plant Biden ein weiteres groß angelegtes Investitionsprogramm. Vorgesehen sind demnach Ausgaben in Höhe von insgesamt drei Billionen Dollar, unter anderem für den Ausbau der Infrastruktur.