Geplanter »Väterurlaub« Arbeitgeber werfen Familienministerin Spiegel Aktionismus vor

Vater mit Kinderwagen: Familienministerin Spiegel will das fördern
Foto: Inga Kjer / dpaZwei Wochen Urlaub bei vollem Gehalt nach der Geburt eines Kindes: Pläne von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel für solch einen Anspruch sorgen bei Arbeitgebern für Unruhe.
»Die derzeit geltenden und gerade erst ausgeweiteten Regelungen zur Elternzeit sollten erst einmal ihre Wirkung entfalten, bevor über neue Instrumente nachgedacht wird«, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, dem »Handelsblatt« zu dem Vorstoß der Grünen-Politikerin für diesen zweiwöchigen Väterurlaub.
Väter hätten bereits heute Anspruch auf Elternzeit für die Dauer von bis zu 36 Monaten. Zudem bestehe die zusätzliche Möglichkeit, für den Anlass einer Geburt Sonderurlaub zu erhalten – und dies funktioniere auch bereits in der täglichen betrieblichen Praxis. »Aktionismus ist das Gegenteil von kluger Politik«, sagte Kampeter.
Belastung für den Mittelstand befürchtet
Spiegel hatte der »Rheinischen Post« gesagt, es solle auch für Väter leichter sein, zu Hause zu bleiben, nachdem ein Kind in der eigenen Familie geboren wurde. Sie behauptete: »Bislang hat man dafür oft mühsam Tage zusammengespart.« Deshalb solle dafür gesorgt werden, dass ein Elternteil – zumeist die Väter – »für die ersten zwei Wochen nach der Geburt bei vollem Gehalt bei der Familie bleiben kann«. Zudem will Spiegel Paare beim Bezug von Elterngeld besserstellen, die sich die Elternzeit aufteilen.
Die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Gitta Connemann, kritisierte, die Ampelkoalition schade mit ihrem Plan den kleinen und mittelständischen Betrieben in Deutschland, die den Väterurlaub finanzieren müssten.
Wenn SPD, Grüne und FDP jetzt Mittelständler, die unter den Coronafolgen oder Fachkräftemangel litten, zwingen wolle, zwei Wochen Gehalt zu zahlen, ohne dass die Mitarbeiter arbeiten, sei das »genau das falsche Signal zur falschen Zeit«, sagte die CDU-Politikerin dem »Handelsblatt«.
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, zeigte sich dagegen aufgeschlossen gegenüber dem Vorstoß. Die Bundesregierung folge mit dem Väterurlaub der Europäischen Work-Life-Balance-Richtlinie, die bis spätestens August 2022 in nationales Recht umgesetzt werden müsse. Hoffmann sagte dem »Handelsblatt«: Für bezahlten Sonderurlaub nach der Geburt eines Kindes setzten sich die Gewerkschaften schon lange ein.