Venezuela Währungsabwertung sorgt für Run auf Elektrogeräte

Andrang an den Kassen in Venezuela: "Kaufen, bevor die Preise explodieren"
Foto: Carlos Garcia Rawlins/ REUTERSCaracas - Venezuelas linksgerichteter Staatschef Hugo Chávez hat die Nationalwährung Bolivar deutlich abgewertet. Die Folgen werden ab Montag erkennbar sein: Von da an verdoppelt sich der für die Industrie und wichtige Importe ausschlaggebenden "Petro-Dollar"-Kurs von bisher 2,15 auf 4,30 Bolivar je US-Dollar.
Chávez kündigte zudem die Einführung eines "Doppelkurssystems" an. Danach wird der Kurs etwa für Lebensmittel und Medikamente "nur" auf 2,60 Bolivar angehoben. Die Opposition kritisierte Chávez' Entscheidung und sprach von einem Desaster. Die Abwertung gehe allein zu Lasten der Bevölkerung.
Künftig müssten die Venezolaner für viele Produkte das Doppelte bezahlen, kritisierte der Oberbürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma. Die Abwertung des Bolivar werde das Leben der Menschen verteuern und die heute schon hohe Inflation beschleunigen, die jetzt Kurs auf 30 Prozent nehmen werde.
Chávez verteidigte die Maßnahme dagegen als "gerecht und notwendig" und als einen Beitrag zur Stärkung der heimischen Wirtschaft. "Dies wird die Produktivität in Venezuela erhöhen. Wir werden mehr Produkte konsumieren, die in Venezuela für Venezolaner hergestellt werden", versicherte er.
Noch schnell einen Kühlschrank kaufen
Bereits 2009 registrierte Venezuela mit 25,1 Prozent die höchste Inflationsrate in Südamerika. Die Regierung in Caracas rechnet in diesem Jahr mit einer Abschwächung der Inflation auf 20 bis 22 Prozent.
Durch die Abwertung dürften vor allem die öffentlichen Einnahmen Venezuelas aus den Ölexporten steigen, die etwa 50 Prozent zum nationalen Haushalt beitragen. Das Bruttoinlandsprodukt des südamerikanischen Landes schrumpfte 2009 um 2,9 Prozent.
Die Ankündigung eines dualen Wechselkurssystems, das bestimmte Importe deutlich teurer macht, löste in Venezuela aber auch einen Massenansturm auf Elektrogeräte aus: Dutzende Menschen versammelten sich am Samstag bereits vor der Öffnung vor den Elektroläden in Caracas. In den Geschäften bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die schnell noch einen Kühlschrank, einen Fernseher oder eine Waschmaschine kaufen wollten.
"Wir haben beschlossen, dass heute der Tag für den Kauf eines Fernsehers ist, bevor die Preise explodieren", sagte eine Kundin. Sie habe sich in mehreren Läden umgesehen und überall habe es lange Schlangen gegeben. Die Elektrogeräte seien rasend schnell verkauft worden.