Verkauf der Zulassung Kassen wollen eines der größten Arztprivilegien kappen

Zu viele Ärzte in der Stadt, zu wenige Mediziner auf dem Land - dieses Problem ist noch immer nicht gelöst. Nun wollen die Krankenkassen eine radikale Umverteilung: Wer seine Praxis aufgibt, soll auch die Zulassung verlieren. So könnten neue Stellen dort entstehen, wo sie gebraucht werden.
Untersuchung beim Arzt: Weniger Honorare in Ballungsgebieten?

Untersuchung beim Arzt: Weniger Honorare in Ballungsgebieten?

Foto: Uwe Anspach/ picture-alliance/ dpa

Berlin - Es ist seit Jahrzehnten ein Privileg der Ärzte: Wer nicht mehr praktiziert, kann seine Kassenzulassung verkaufen oder vererben. Doch nach dem Willen der gesetzlichen Krankenkassen soll damit jetzt Schluss sein. Wer seine Praxis aufgibt, soll auch seine Zulassung abgeben. Der Spitzenverband der Kassen will so die Zahl der Ärzte in den Städten reduzieren und die medizinische Versorgung auf dem Land verbessern. Das berichtet die "Berliner Zeitung".

Gleichzeitig sollen den Medizinern, die sich in Gebieten mit einer hohen Arztdichte ansiedeln wollen, die Honorare gekürzt werden. Ziel beider Maßnahmen ist es, dass sich die Ärzte auch in weniger gut versorgten Regionen niederlassen, also beispielsweise in sozialen Brennpunkten oder auf dem Land.

"Alle Anstrengungen der schwarz-gelben Koalition, mehr Landärzte zu gewinnen, verpuffen völlig wirkungslos, wenn das Problem der Überversorgung nicht angegangen wird", sagte der Vize-Chef des Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, der Zeitung. Ohne die vorgeschlagenen Änderungen werde das von Union und FDP auf den Weg gebrachte Versorgungsgesetz zudem zu höheren Ausgaben führen.

Die Änderungen sollen nur für die Ärzte gelten, die nach einer Gesetzesänderung eine Zulassung neu bekommen haben. "Wer heute bereits eine Zulassung hat, soll von der Neuregelung nicht betroffen sein. Wir wollen niemanden enteignen", sagte Florian Lanz, Sprecher des Krankenkassen-Spitzenverbands.

böl/dapd
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