Studie zu Finanzvermögen Den Millionären gehört die Hälfte der Welt

Luxus-Shopping: Ein neuer Report beziffert das weltweite Finanzvermögen - und das gehört einem verschwindend kleinen Anteil der Weltbevölkerung
Foto: Jorge Silva/ REUTERSDie Finanzvermögen sind weltweit zunehmend ungleich verteilt. Das geht aus einer neuen Studie der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Demnach ist das gesamte private Geldvermögen der Welt im vergangenen Jahr nur um 1,6 Prozent gewachsen - von 202,7 auf 205,9 Billionen Dollar. Stärker gestiegen ist mit 2,1 Prozent hingegen die Zahl der Dollar-Millionäre. Von denen gibt es nun 22,1 Millionen auf dem Globus.
Diese im globalen Maßstab kleine Personengruppe besitzt inzwischen die Hälfte des gesamten Finanzvermögens, wie die BCG in ihrem diesjährigen Global Wealth Report feststellt - die andere Hälfte müssen die restlichen 7,6 Milliarden Bewohner der Erde unter sich aufteilen. Im Jahr 2015 bezifferte die BCG den Anteil der Millionäre am weltweiten Finanzvermögen noch auf lediglich 43 Prozent.
Dabei berücksichtigen die Experten der BCG noch nicht einmal den Besitz an Immobilien oder nicht börsennotierten Firmen. Ihr Report bezieht sich ausschließlich auf Finanzvermögen, also Bargeld, Aktien, Wertpapiere oder Fonds.
Allerdings bestehen zwischen den verschiedenen Regionen der Welt deutliche Unterschiede bei der Ungleichheit. Am stärksten ausgeprägt ist sie in Nordamerika - also den USA und Kanada: Hier entfallen sogar 65 Prozent der insgesamt 72,8 Billionen Dollar an privaten Finanzvermögen auf Millionäre.
Etwas weniger krass sind die Vermögensunterschiede in der (noch) zweitreichsten Region der Welt, zu der auch Deutschland gehört: Westeuropa. 41 Prozent des Finanzvermögens wird hier von Millionären gehalten. Allerdings spielen Superreiche eine wesentlich größere Rolle als in Nordamerika: Dort besitzen Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar sieben Prozent des gesamten Finanzvermögens - in Westeuropa ist der Anteil mit 16 Prozent mehr als doppelt so hoch.
In Nordamerika hingegen gibt es sehr viele Millionäre mit einem Vermögen unter 20 Millionen Dollar - die allein die Hälfte des gesamten Vermögens besitzen.
Dabei war das Jahr 2018 insgesamt kein besonders erfreuliches Jahr für Vermögende: In der zweiten Jahreshälfte stürzten die Aktienkurse rund um den Globus regelrecht ab - der Hauptgrund für das relativ schwache Wachstum des Finanzvermögens von nur 1,6 Prozent. Im Jahr 2017 war das weltweite Vermögen hingegen noch um 6,2 Prozent angewachsen. In Nordamerika sorgten die Verluste an der Börse sogar für ein Schrumpfen des gesamten Finanzvermögens um 0,4 Prozent. In allen anderen Regionen der Welt wuchs das Vermögen hingegen.
Die Phase der Börsenverluste ist allerdings auch schon wieder vorüber. Im Jahr 2019 sind die Aktienkurse bislang deutlich gestiegen. Die BCG-Experten erwarten denn auch für 2019 und die kommenden Jahre wieder hohe Wachstumsraten: Für den Zeitraum bis 2023 prognostizieren sie einen Anstieg des globalen Finanzvermögens von 5,7 Prozent - pro Jahr. Die Zahl der Dollar-Millionäre wird nach BCG-Schätzung dann auf 27,6 Millionen gestiegen sein.
Besonders stark wird das Finanzvermögen demnach in den Regionen mit einem hohen Anteil an Schwellen- und Entwicklungsländern wachsen: Asien, Afrika und Osteuropa mit Zentralasien. In den klassischen Industriestaaten - also in Nordamerika und vor allem in Westeuropa - fällt der Zuwachs voraussichtlich deutlich kleiner aus.
Betrachtet man die absolute Höhe der Finanzvermögen, dominieren diese beiden Regionen noch. Westeuropa wird aber wohl bald den zweiten Platz verlieren: Für das Jahr 2023 prognostizieren die BCG-Experten ein Gesamt-Finanzvermögen von 53,1 Billionen Dollar. In Asien - mit den beiden aufstrebenden Wirtschaftsmächten China und Indien - dürfte es bis dahin bereits auf 58,2 Billionen Dollar angestiegen sein.
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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung wurde die Prognose für das Gesamt-Finanzvermögen in Westeuropa mit 53,1 Milliarden Dollar und für Asien mit 58,2 Milliarden Dollar angegeben. Es sind jedoch 53,1 Billionen beziehungsweise 58,2 Billionen Dollar. Wir haben den Fehler korrigiert.