Proteste gegen Währungsverfall
Iranische Polizei greift Geldhändler an
Die Folgen des Wirtschaftsembargos machen die Machthaber in Iran nervös. In Teheran ging die Polizei rabiat gegen Geldhändler und Demonstranten vor. Der größte Basar der Stadt blieb geschlossen. Grund für die Unruhe ist der rasante Wertverfall der iranischen Währung.
Iranische Banknote: 50.000 Rial waren zuletzt nur noch knapp 1,50 Dollar wert
Foto: Abedin Taherkenareh/ dpa
Teheran - Eine Razzia der iranischen Polizei gegen illegale Devisenhändler hat am Mittwoch in Teheran zu schweren Ausschreitungen geführt. Augenzeugen berichteten, Hunderte Polizisten seien im Finanzbezirk Ferdowsi gegen die Händler vorgegangen und hätten die Schließung von Wechselstuben und Geschäften angeordnet. Es habe mehrere Festnahmen gegeben. Einige Bewohner hätten Steine gegen Polizisten und ein Polizeiauto geschleudert.
Der größte Basar der Stadt blieb geschlossen. Viele Händler sind unsicher, wie sie mit den stark fallenden Wechselkursen umgehen sollten. "Wir haben geschlossen, weil wir nicht wissen, was passiert", sagte ein Händler. Ein Kursmakler schloss wegen der Polzeipräsenz sein Büro. Auf dem Großen Basar standen einem Augenzeugen zufolge zahlreiche Händler vor ihren geschlossenen Ständen. Auch dort gab es Proteste, die jedoch rasch von der Polizei beendet wurden. Nahe der britischen Botschaft in Teheran setzten Protestierende offenbar Müllcontainer in Brand.
Auslöser der Unruhen ist der Verfall der iranischen Währung Rial. Sie hat im Vergleich zum Dollar innerhalb einer Woche rund ein Drittel ihres Wertes verloren. Seit Jahresbeginn sind es sogar mehr als 80 Prozent. Am Dienstag war der Wechselkurs der Währung auf den tiefsten Stand der Geschichte gefallen. Damit werden Importwaren für Iraner immer teurer. Auch im Land selbst steigen die Preise rasant. Die Inflationsrate wird offiziell mit 25 Prozent angegeben.
Der nationale Polizeichef Esmail Ahmadi Moghaddam kündigte der Nachrichtenagentur Fars zufolge die Einrichtung einer Expertengruppe an, die gegen "diejenigen ankämpfen soll, die den Devisenmarkt stören". Seinen Angaben zufolge halten viele Menschen Unmengen an Devisen und Gold privat zu Hause zurück, und das habe "negative Auswirkungen auf die Wirtschaft". Die Untersuchungsgruppe soll aus Wirtschaftsexperten der Regierung und aus Polizisten bestehen.
Ahmadinedschad spricht vom geheimen Krieg des Westens
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, hatte den Währungsverfall am Dienstag als Zeichen dafür gewertet, dass die Sanktionen greifen, die die internationale Gemeinschaft wegen des umstrittenen Atomprogramms verhängt hatte.
Die Sanktionen gegen Iran haben die Banken des Landes vom internationalen Zahlungsverkehr weitgehend abgeschnitten und behindern auch die Öl-Exporte, die wichtigste Einnahmequelle des Staates. Nach Schätzungen Israels sind dem Iran durch das Embargo zwischen 45 und 50 Milliarden Dollar an Öleinnahmen entgangen. "Der Westen hat dem Iran Sanktionen auferlegt und faktisch einen geheimen Krieg gegen unser Volk begonnen", sagte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag.
"Die Sanktionen haben einige unserer Ölausfuhren und entsprechend unsere Einnahmen getroffen", gestand der Präsident ein. "Wir erleben hier teilweise einen psychologischen Krieg ohne irgendeine wirtschaftliche Rechtfertigung." Das Land werde aber dem Druck nicht nachgeben und "niemals sein Atomprogramm einstellen". Allerdings stellte Ahmadinedschad in Aussicht, Iran werde die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent zurückfahren, wenn er dafür aus dem Ausland entsprechendes Material erhalte.
Voraussichtlich am 15. Oktober werden die EU-Außenminister schärfere Sanktionen beschließen, um Teheran zu zwingen, seine Atomanlagen für Inspektionen zu öffnen. Auch die USA setzen auf Sanktionen. Israel dringt darauf, Iran notfalls mit kriegerischen Mitteln zu stoppen.