Warnung des Bankenverbands
Griechenlands Schuldenschnitt droht zu scheitern
Der Streit zwischen den Banken und der griechischen Regierung spitzt sich zu: Der Verhandlungsführer der Geldinstitute warnt, die Zeit für einen Deal beim Schuldenschnitt werde knapp. Vor allem Hedgefonds sperren sich. Ein Scheitern könnte neue Hilfen der Euro-Partner erfordern.
Griechenlands Premier Papademos, Finanzminister Venizelos: Schleppende Verhandlungen
Foto: Orestis Panagiotou/ dpa
Berlin/Rom/Athen - Italien und Spanien haben den ersten Euro-Härtetest 2012 bestanden - aber in Griechenland spitzt sich die Krise erneut zu. Der internationale Bankenverband IIF hat offen davor gewarnt, dass der Deal über den Schuldenschnitt scheitern könnte. "Die Zeit für eine Einigung wird knapp", sagte Verhandlungsführer Charles Dallara nach einem Treffen mit der griechischen Regierung.
In den Gläubigergesprächen seien Kernprobleme immer noch ungelöst. Nach Angaben von Vizefinanzminister Filippos Sachinidis drohen in Griechenland neue Finanzlöcher, falls nicht alle Investoren beim notwendigen Schuldenerlass mitziehen. "Dies könnte der Fall sein, wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen", sagte er im heimischen Radio. "Dann wird eine zusätzliche Unterstützung von den Euro-Partnern nötig sein."
Griechenland hatte sich mit den privaten Gläubigern im Herbst im Grundsatz auf einen 50-prozentigen Schnitt verständigt. Seitdem wird um Details gerungen. Vertreter der griechischen Regierung beteuerten zuletzt, die Verhandlungen seien auf einem guten Wege. Doch der internationale Bankenverband sieht das anders.
Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland und soll die Schuldenlast um rund 100 Milliarden Euro erleichtern.
Die griechische Presse berichtet seit Tagen, dass zwar die meisten Banken den Schuldenschnitt akzeptierten. Viele Hedgefonds weigern sich aber, weil sie entweder auf die volle Auszahlung der Schulden setzen oder auf Ausfallversicherungen (CDS) spekulieren, mit denen sie von einer Staatspleite profitieren könnten.
Sparkassenpräsident Heinrich Haasis verlangte Klarheit: Die Sparkassen-Finanzgruppe könne sich nicht vorstellen, freiwillig noch höhere Forderungsverzichte zu akzeptieren. Zuletzt war wiederholt spekuliert worden, der Schuldenschnitt könnte auf einen Forderungsausfall von mehr als 50 Prozent hinauslaufen. "Das ganze Verfahren dauert bereits seit dem EU-Gipfel im Oktober 2011 und damit viel zu lange", kritisierte Haasis.
Italien und Spanien leihen sich erfolgreich Geld
Die Nachrichten aus Athen überschatten den Erfolg von Italien und Spanien am Kapitalmarkt. Die Anleihe-Experten der Großbank UniCredit bezeichneten die Auktionen als extrem positiv, sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch in Bezug auf die Zinsen.
Insgesamt nahm Italien die angepeilten zwölf Milliarden Euro durch die Ausgabe von Geldmarktpapieren auf, mit zum Teil mehr als zwei Prozentpunkten niedrigeren Zinsen als im Dezember. Die Refinanzierung ist damit so günstig wie zuletzt im Sommer 2011.
Spanien sammelte mit zehn Milliarden Euro sogar doppelt so viel ein wie geplant. Auch Madrid muss dafür erheblich weniger bezahlen als noch im Dezember. An der Börse lösten die erfolgreichen Anleiheauktionen Kursgewinne aus. "Die Wirkung der Euro-Krise nimmt langsam ab", sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank.
Doch nicht nur wegen Griechenlands enormer Probleme dürften Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schuldenkrise verfrüht sein. Für das hoch verschuldete Italien war die Kapitalaufnahme erst der Auftakt: Das Land muss sich allein in diesem Jahr mehr als 300 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen, um auslaufende Schulden zurückzahlen zu können.