Brandbrief Weltbank-Mitarbeiter beklagen "Jahrzehnte der Hinterzimmerabsprachen"

Weltbank-Chef Jim Yong Kim (2013)
Foto: Chris Kleponis/ dpaIn einem Brandbrief hat die Mitarbeitervereinigung der Weltbank massive Kritik an ihrem Präsidenten Jim Yong Kim und der Personalpolitik der Organisation geübt. In der internationalen Finanzorganisation herrsche eine "Führungskrise", welche die Weltbank auf längere Sicht irrelevant machen könnte, heißt es nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in dem Schreiben. Die rund 15.000 Mitarbeiter zählende Vereinigung beklage Intransparenz bei der Postenbesetzung, Führungsschwäche, interne Unzufriedenheit und ein Übergewicht der USA.
Die Weltbank vertrete in ihrer Arbeit "die Prinzipien von guter Regierungsführung, Transparenz, Diversität, internationalem Wettbewerb und leistungsbezogener Förderung", heißt es in dem Brief. "Leider spielte keines dieser Prinzipien bei der Auswahl der letzten Weltbank-Präsidenten eine Rolle." Die Weltbank habe "Jahrzehnte der Hinterzimmerabsprachen" hinter sich, an deren Ende jeweils "ein männlicher Amerikaner" zum neuen Präsidenten ernannt wurde.
Einer informellen Regelung zufolge stellen die USA den Weltbankpräsidenten, während die Europäer den Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestimmen dürfen. Kim wurde zwar in Südkorea geboren, ist aber ebenfalls US-Amerikaner. Seine Amtszeit endet kommendes Jahr. Er hat bislang noch nicht erklärt, ob er erneut kandidieren will. Kim hatte in seiner Amtszeit interne Strukturreformen umgesetzt, die bei Mitarbeitern zum Teil auf Kritik stießen.
Die Mitarbeiter warfen Kim nun Führungsschwäche vor. Die jährliche Mitarbeiterbefragung habe ergeben, dass nur einem Drittel der Belegschaft klar sei, "wohin das Management uns führt", heißt es in dem Brief. Ohne Änderungen "droht der Weltbank das reale Risiko, auf internationaler Bühne ein Anachronismus zu werden".
Die Weltbank-Führung wies die Vorwürfe auf AFP-Anfrage zurück. 2011 seien neue Regelungen zur leistungsbezogenen Postenbesetzung erlassen worden, und diese würden bei der Auswahl des künftigen Präsidenten angewendet, erklärte ein Sprecher.