Weltwirtschaftsmotor China schafft Turbo-Wachstum mit wenig Inflation

Der Weltwirtschaftsmotor Fernost läuft: Im ersten Quartal ist die Wirtschaft der Volksrepublik China um 11,9 Prozent gewachsen, so rasant wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Land profitiert von den enormen Konjunkturpaketen - der gefürchtete Preisauftrieb bleibt bis jetzt erstaunlich moderat.
Bauarbeiter in Peking: Wachstum dank staatlicher Konjunkturpakete

Bauarbeiter in Peking: Wachstum dank staatlicher Konjunkturpakete

Foto: LIU JIN/ AFP

Peking - Die chinesische Wirtschaft ist zu Jahresanfang unerwartet rasant gewachsen: Im Vergleich zum Vorjahr legte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 11,9 Prozent, teilte das nationale Statistikamt mit. Damit war das Wachstum so groß wie seit rund drei Jahren nicht mehr, im ersten Quartal 2009 lag es nur bei 6,2 Prozent.

Verantwortlich für den Wachstumsschub sind vor allem die enormen Konjunkturpakete der Regierung. Dank der Konjunkturprogramme und einer massiven Ausweitung der Kreditvergabe durch die Banken hat die chinesische Wirtschaft die Krise vergleichsweise gut überstanden. Experten aber fürchten einen Anstieg der Inflation sowie den überhitzten Immobilienmarkt: Ein großer Teil der drastisch erhöhten Liquidität ist in den Häuser- und Aktienmarkt geflossen.

Im März fiel die Preissteigerung jedoch moderat aus: Die Inflationsrate lag bei 2,4 Prozent - niedriger als erwartet. Peking hatte als Höchstmarke 3 Prozent festgelegt. Damit hält sich das Risiko einer wirtschaftlichen Überhitzung in Grenzen, der Druck auf die Regierung, in nächster Zeit die Zinsen zu erhöhen, lässt nach.

China ist das zweite asiatische Land, das in dieser Woche die Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal bekanntgab. Am Mittwoch hatte bereits Singapur ein Wachstum von 32,1 Prozent verkündet - das höchste seit 35 Jahren.

Die Industrieproduktion in China legte im Vergleich zum Vorjahr um 19,6 Prozent zu, die Investitionen in Fabriken und andere Sachanlagen um 26 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 17,9 Prozent.

Volkswirte äußerten die Erwartung, dass die Volksrepublik dank des enormen Wachstums nun bald mit der Aufwertung der Landeswährung Yuan beginnen wird. Die USA werfen China vor, seinen Exporteuren mit einem niedrigen Wechselkurs unfaire Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Die Wechselkursrelation zwischen dem Dollar und dem Yuan ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftslage der USA - und vieler anderer Staaten. Wird der Yuan aufgewertet, werden Chinas Exportgüter teurer. Bleibt er aber wie zurzeit künstlich auf niedrigem Niveau, überschwemmen chinesische Billigexporte weiter die Weltmärkte. Seit langem dringt Washington daher auf eine Aufwertung des Yuan.

Trotz angeblich konstruktiver Verhandlungen wies Regierungschef Hu Jintao die Forderungen nach einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama zurück. Er sagte, das Land werde seinen eigenen Weg gehen.

cte/Reuters/AP/dpa-AFX
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